Stille Revolution: Formel E will hoch hinaus

Berlin (dpa) - Die Vorstellung hatte fast staattragende Ausmaße: Eine Rede vor dem Brandenburger Tor und eine Fahrt mit Polizeieskorte am Reichstag und der Siegessäule vorbei. Mit ihrer Deutschland-Präsentation in Berlin gab die Formel E schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf ihre großen Ziele.

„Formel E ist mehr als nur ein paar Autos, die Rennen fahren. Wir nennen es eine stille Revolution im Motorsport“, betonte Geschäftsführer Alejandro Agag in der Hauptstadt. In Berlin soll im Mai oder Juni 2015 auf dem betonierten Vorfeld des ehemaligen Flughafens Tempelhof ein Rennen der Formel-E-Serie stattfinden.

Man sei mit Blick auf die zweiten Saison bereits in Gesprächen mit „sehr wichtigen Herstellern, ich kann sagen: manche sind Deutsche“, verriet Agag. Er will auch die Branchenführer der Formel 1 locken. „Ich bin sicher, dass Rennställe wie Ferrari oder Red Bull eines Tages auch Formel-E-Teams stellen werden“, sagte Agag in einem Interview der Tageszeitung „Die Welt“. Involviert sind ohnehin bereits McLaren als Motorbauer, Williams als Batterielieferant und Renault, das die Systeme aufeinander abstimmen soll. Der Elektro-Flitzer ist allerdings kleiner als ein Formel-1-Bolide.

Als Test- und Entwicklungspilot ist derzeit der 18-malige brasilianische Grand-Prix-Starter Lucas di Grassi im Einsatz. „Wir werden Topfahrer brauchen, es ist nicht leicht, diese Autos zu steuern“, betonte Agag. Piloten aus der IndyCar-Serie, der Nascar, aber auch der Formel 1 und der DTM stehen auf der Wunschliste der rein privat finanzierten Rennserie.

Offiziell fest stehen bislang zwei der geplanten zehn Teams: Drayson aus England und China Racing. Ein Team aus Indien, eines aus Japan, zwei aus den USA und weitere aus Europa sollen folgen. Und die Serie gibt ordentlich Gas. Am 27. August vergangenen Jahres hatte die Formula E Holdings (FEH) die Promotion-Vereinbarung mit FIA-Chef Jean Todt unterzeichnet. Dem ehemaligen Rallye-Piloten an der Spitze des Automobilweltverbandes liegt die Vergrünung des Motorsports am Herzen. Auch in der Formel 1, wo seit 2009 mit einem Jahr Unterbrechung das Hybridsystem KERS (Kinetic Energy Recovering System) mit an Bord ist und Zusatzantrieb liefert, versucht der Verband, Umweltfreundlichkeit zu fördern.

In der Formel E wird der aus der Formel 1 bekannte Reifenwechsel durch den Tausch der Autos ersetzt. Denn bei Tempo 220 ist eine Batterie nach etwa 25 Minuten leer. „In der Formel 1 ist es derzeit das Reifenmanagement, in der Formel E wird es der Umgang mit der Batterie sein“, sagte Agag zu den Herausforderungen.

Als Konkurrenz, die die Formel 1 irgendwann einmal verdrängen will, sehen die Verantwortlichen der Formel E die Serie aber nicht. „Darum geht es uns nicht“, bekräftigt Agag. „Ich bin ein großer Formel-1-Fan, ich hoffe, sie wird nie verschwinden. Sie ist ein globales Sportevent mit Millionen Fans, in dem es um viel Geld geht. Die Formel E ist eine andere Art von Rennserie.“

Aber auch die Formel E möchte Gewinne erzielen. Für das Rennen in Berlin hofft man auf rund 30 000 Zuschauer. Dabei treten die Fahrer an einem Tag zu Training, Qualifikation und Rennen an. Zudem wird die Serie in Metropolen wie Peking, Los Angeles, Buenos Aires oder Bangkok Station machen.

Und eben in der deutschen Hauptstadt. „Berlin wird wieder Rennsportstadt“, meinte Cornelia Yzer, Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Entwicklung. Dann machte sich der silberne Rennwagen mit quietschenden Reifen, aber kaum hörbarem Motorgeräusch auf den Weg auf seine Runde durch das Herz Berlins.