Vettel-Verfolger verzagen - Nur Webber mutig

Silverstone (dpa) - Leise Töne von McLaren, volle Attacke von Mark Webber - nur Sebastian Vettels Teamkollege traut sich vor dem Großen Preis von Großbritannien noch eine Kampfansage an den Formel-1-Regenten zu.

„Man muss einfach weiter versuchen, seinen Lauf zu stoppen. Es ist unser aller Aufgabe, nicht nur meine, alles zu versuchen, um ein paar andere Rennsieger zu haben“, sagte der Red-Bull-Fahrer Webber der Nachrichtenagentur dpa.

Der coole WM-Spitzenreiter Vettel aber bleibt bei seiner Zermürbungstaktik. „Ich weiß, was nötig ist“, sagte der in dieser Saison schon sechsmal siegreiche Weltmeister vor dem Rennen in Silverstone am Sonntag.

Bei den McLaren-Fahrern Jenson Button und Lewis Hamilton, die immerhin als einzige in diesem Jahr Vettel schlagen konnten, glimmt die Hoffnung längst nur noch auf Sparflamme. „Wir kämpfen weiter“, war das forscheste, was der WM-Zweite Button drei Tage vor dem McLaren-Heimrennen vor rund 100 000 motorsportbegeisterten Fans zustande brachte.

Die Sehnsucht bei McLaren nach dem ersten Sieg in Silverstone seit Hamiltons Triumph 2008 und zwei Red-Bull-Siegen in der Folge ist groß. „Ein Sieg wäre überirdisch, aber schon ein Podium wäre etwas Besonderes“, meinte Button realistisch. Vize-Weltmeister Fernando Alonso weiß indes, dass seinem Ferrari die Strecke nicht liegt. „Mal sehen, ob wir konkurrenzfähig sind“, sagte der schon weit abgeschlagene WM-Fünfte aus Spanien.

Sogar auf die Hilfe des Wetters muss Rekordweltmeister Michael Schumacher hoffen. „Nur im Regen haben wir eine Chance, auf das Podium zu kommen“, sagte der 42-Jährige am Donnerstag. Bei normalen Bedingungen habe sein Mercedes-Team derzeit keine Aussicht auf einen Top-3-Platz. „Aber ich denke, da gehöre ich hin und darauf arbeite ich hin“, erklärte der WM-Zehnte.

Die Red-Bull-Dominanz ist jedoch so groß, dass das gesamte Fahrerlager selbst vom Zwischengas-Verbot - eigentlich eingeführt, um die Schere zwischen den „Bullen“ und den Verfolgern zu verkleinern, kaum Leistungsverschiebungen erwartet. „Red Bull wird etwas verlieren, aber immer noch vorne sein“, sagte Adrian Sutil (Force India) stellvertretend im Bezug auf die Regeländerung.

Vettel macht sich für Sonntag kaum Sorgen darüber, dass er das System, dass beim Abbremsen bislang Stabilität brachte und von Red Bull perfektioniert worden sein soll, nicht mehr an Bord hat. „In Silverstone wird das wahrscheinlich nicht so ins Gewicht fallen, aber wir müssen da wie immer auf die ersten Trainingsrunden warten“, schrieb Vettel im Vorfeld auf seiner Internetseite.

Spaßbremse für Vettel will in Silverstone ausgerechnet Stallrivale Webber sein. Der Australier liegt im Gesamtklassement mit 109 Zählern als Dritter punktgleich mit dem WM-Zweiten Button. Beide haben aber bereits 77 Punkte Rückstand auf Vettel. Und Webber hat in dieser Saison noch kein Rennen gewonnen. Das wurmt - und treibt den Ehrgeiz voran. „Ich habe recht viele Punkte bis jetzt“, befand Webber trotzig, „aber die Saison von jedem sieht im Vergleich zu Sebastians durchschnittlich aus.“

Am Sonntag will Webber endlich seine Aufholjagd auf Touren bringen. „Jetzt sollte auch ich mit den Siegen anfangen“, verkündete der Routinier, der in der vergangenen Saison in Silverstone siegte und Vettel nur auf Rang sieben ins Ziel eintrudeln sah.

Der Australier geht anscheinend anders mit dem stetig wachsenden Rückstand auf Vettel um, der beim sonst so selbstbewussten Hamilton fast schon zur Sinnkrise führt. „Es würde mich extrem nerven, wenn es bei nur einem WM-Titel für mich bliebe - extrem nerven“, bekannte der erst 26-Jährige.