Vettel verpasst Pole - Schumacher startet von drei
Hockenheimring (dpa) - Fernando Alonso hat sich beim Auftakt zum Formel-1-Heimrennen als Spielverderber für die deutschen Starpiloten erwiesen.
Mit Doppelweltmeister Sebastian Vettel auf Startplatz zwei, Rekordchampion Michael Schumacher auf drei und Nico Hülkenberg auf Position vier lauert allerdings ein schlagkräftiges schwarz-rot-goldenes Trio beim Großen Preis von Deutschland auf den kleinsten Fehler des derzeit bravourös fahrenden Alonso.
Vettel kam in der spannenden Qualifikation am Samstag an den WM-Spitzenreiter aus Spanien nicht mehr heran. „Wir hätten die Geschwindigkeit gehabt, die Pole zu holen“, meinte Vettel. „Es ist aber ein bisschen Lotterie bei diesen Bedingungen mit Aquaplaning.“ Letztlich fehlte Vettel auf dem teilweise mit Pfützen übersäten Hockenheimring aber fast eine halbe Sekunde. Sein Red-Bull-Teamkollege Mark Webber wurde Dritter, der Australier wird aber wegen eines Getriebewechsels fünf Plätze zurückgestuft.
Als erster profitierte davon der siebenmalige Weltmeister Schumacher, der im entscheidenden Abschnitt der K.o.-Ausscheidung den vierten Platz belegte. Dabei wäre Schumacher um ein Haar im ersten Durchgang fast raus gewesen. Nur um 55 Tausendstelsekunden rettete sich der 91-malige Grand-Prix-Gewinner in die nächste Runde. Als dann der Regen einsetzte, war Schumacher in seinem Element.
Hoffnungen auf seinen ersten Sieg seit dem 1. Oktober 2006 dämpfte der 43-Jährige aber umgehend - auch, weil es dann keinen Niederschlag mehr geben soll. „Im Trockenen ist das Podium, ist der dritte Platz das Maximum, das für uns möglich ist, denke ich mal“, sagte Schumacher beim Pressegespräch im Mercedes-Motorhome. Wiederholt sich aber das Wetter vom Samstag, könnte es sogar mit seinem insgesamt zehnten Triumph vor heimischer Kulisse klappen. „Im Regen haben wir eine Chance aus eigener Kraft aufs Podium zu fahren oder sogar noch weiter nach vorne“, meinte Schumacher.
Sein Mercedes-Rivale Nico Rosberg hätte sich auch gern in das deutsche Dreigestirn eingereiht. Doch schon nach dem zweiten Qualifikationsabschnitt war für den China-Sieger und aktuellen WM-Sechsten Schluss. Platz 17, nachdem heftiger Regen eingesetzt hatte und er anfangs des Mitteldurchgangs nicht in Fahrt gekommen war. „Ich habe einfach keine Temperatur in die Reifen gekriegt“, gab Rosberg zu.
Ungünstigerweise kommt hinzu, dass Rosberg wie Webber wegen eines Getriebewechsel fünf Plätze zurückmuss. Weil es Konkurrent Romain Grosjean aber genauso geht, landete er letztlich auf dem 21. Startrang und damit einen Platz vor Landsmann Timo Glock. Während es für den Wersauer Marussia-Piloten nichts neues ist, begann Rosberg erst vier seiner bisherigen 177 Rennen von Rang 20 oder schlechter.
Mit den teilweise wolkenbruchartigen Regengüssen, die Erinnerungen an das Qualifying vor zwei Wochen in Silverstone weckten, hatten aber auch die Fahrer an vorderster Front zu kämpfen. „Das war kein Spaß, sicherlich nicht. Wenn das Wetter so ist, geht es ums Überleben“, meinte Alonso, der sein Survival-Paket aber am besten geschnürt hatte. Der WM-Spitzenreiter, der mit 129 Punkten vor Webber (116) und Vettel (100) liegt, sicherte sich damit binnen vierzehn Tagen seine zweite Pole in dieser Saison und seine 22. insgesamt.
Für Hülkenberg sind die vorderen Startreihen hingegen kein Alltag. Erst einmal - 2010 in Brasilien - durfte der 24 Jahre alte Emmericher von noch besser platziert ins Rennen gehen. „Wenn du so weit vorn startest, willst du natürlich auch genauso weit vorne ins Ziel kommen“, sagte er auf dem Hockenheimring. In Sao Paulo war er nach seiner Premieren-Pole im Rennen Achter geworden. Das soll diesmal besser werden.
Dass Vettel selbst der zweite Platz nicht so ganz schmeckte, war dem Heppenheimer anzusehen. Als er auf dem Weg zu seiner wohl schnellsten Runde gewesen war, sei er auf seinen Teamkollegen Webber aufgefahren, erzählte Vettel in der Pressekonferenz. „Es ist schwer unter diesen Bedingungen, man sieht einen nicht im Rückspiegel“, meinte er. Es kostete ihn Zeit und damit womöglich die zweite Pole nach 2010 beim Heimrennen, das er noch nie gewinnen konnte.