Weltmeister in Teilzeit: Loeb-Pause schmerzt Citroën

Lissabon (dpa) - Der berühmteste Teilzeitarbeiter des Motorsports will sich auch durch die Nöte seines Arbeitgebers nicht aus den freien Tagen locken lassen.

Rallye-Rekordweltmeister Sébastien Loeb wird auch in dieser Woche wieder pausieren, wenn die Konkurrenz zum vierten WM-Lauf in Portugal startet. Dabei könnte das Citroën-Team die Steuerkünste des neunmaligen Champions dringend gebrauchen, um den Ansturm des erfolgreichen Neulings VW zu bremsen. Doch der 39 Jahre alte Loeb hält vorläufig an seinem Rallye-Ausstieg auf Raten fest. „Ich werde in dieser Saison nur an vier WM-Läufen teilnehmen und mich ansonsten auf meine Aufgaben als Chef und Fahrer im eigenen Team konzentrieren“, sagte der Franzose unlängst.

Loeb sucht neue Herausforderungen auf der Rundstrecke, gibt inzwischen Gas in der FIA-GT-Serie und testet für Citroën Tourenwagen im Hinblick auf einen möglichen Einstieg in die WM. Derweil gerät der französische Autobauer in der Rallye-Weltmeisterschaft immer mehr in Bedrängnis. Nach Loebs Sieg beim Saisonauftakt in Monte Carlo und seinem zweiten Platz beim folgenden Lauf in Schweden hat in der Fahrerwertung inzwischen VW-Pilot Sébastien Ogier mit 74 Punkten die Führung übernommen. Der talentierte Franzose hat das Zeug, in die Fußstapfen des WM-Zweiten Loeb (43 Zähler) zu treten.

In der Herstellerwertung liegt Citroën zwar noch mit 87:81 Punkten vor dem VW-Team, das nun aber in Portugal einen dritten Polo R WRC einsetzen wird. Das norwegisch-finnische Duo Andreas Mikkelsen und Co-Pilot Mikko Markkula soll zusätzliche Zähler sammeln, um Citroën auch bei den Konstrukteuren zu überflügeln.

Noch glaubt man bei Citroën, dass die Stammpiloten Mikko Hirvonen und Dani Sordo VW in Schach halten können. Der Finne Hirvonen ist mit 30 Punkten WM-Dritter, der Spanier Sordo mit 27 Zählern Vierter. Längst hat Teamchef Yves Matton verfügt, dass man sich in diesem Jahr auf die „für uns wichtigere“ Markenwertung konzentrieren werde. Angesichts der jüngsten VW-Erfolge aber könnte Matton möglicherweise doch noch einmal bei Loeb wegen eines erweiterten Programms vorstellig werden. „Sébastien wird für uns noch die WM-Läufe in Argentinien und Frankreich bestreiten. Vielleicht muss ich noch einmal mit ihm reden“, erklärte Matton jüngst vielsagend.

Eigentlich aber hat Loeb viel Spaß an seiner neuen Rolle. Beim Saisonauftakt der GT-Serie sorgte der Elsässer am Osterwochenende im französischen Nogaro mit dem Portugiesen Alvaro Parente für eine Überraschung. Im GT3-Sportwagen von McLaren entschieden sie von der Pole Position das einstündige Qualifikationsrennen für sich. Im Rennen wurde das Duo nach einem Fahrfehler von Parente Zwölfter.

Loeb will mit Parente alle sechs Saisonläufe in der GT-Klasse bestreiten. Das spricht allerdings keineswegs gegen weitere Rallye-Starts, da es keine Terminüberschneidungen gibt. Loebs Bindung zu Citroën ist ohnehin stark. Gemeinsam mit Alain Menu, dem Tourenwagen-Vizeweltmeister, arbeitet Loeb im Entwicklungsprojekt von Citroën für einen geplanten Start in der WTCC von 2014 an.

Spätestens Ende April hoffen Loeb und sein Arbeitgeber auf grünes Licht vom Mutterkonzern PSA aus Paris. Laut Teamchef Matton kostet ein Werkseinsatz in der WTCC die Hälfte vom dem, was Citroën momentan in der Rallye-WM ausgibt. Ein gutes Argument für den Vorstand, der mit einer positiven Entscheidung auch Loeb bei Laune halten könnte.