Wunder dauern länger: Formel 1 testet in Mugello

Mugello (dpa) - Mit drei Testtagen im Ferrari-Land zündet die Formel 1 die nächste Stufe im Entwicklungsrennen. Erstmals seit vier Jahren dürfen die Teams wieder während der Saison für intensive Probefahrten auf die Strecke.

Von Dienstag bis Donnerstag versuchen elf der zwölf Rennställe im italienischen Mugello, ihre Autos vor Beginn der Europa-Rennen noch etwas schneller zu machen. „Es wird schwer, ein Wunder zu vollbringen“, meint allerdings Weltmeister Sebastian Vettel. „Das machen die Regeln in diesem Jahr kaum möglich. Aber sicher hat jedes Team etwas auf der Liste.“

Heimvorteil auf dem Kurs in der Nähe von Florenz hat Ferrari. Die 5,245 Kilometer lange Strecke gehört der Scuderia, die sich wegen ihres missglückten Boliden ganz besonders viel von den Übungsrunden erhofft. „Wir müssen das Beste aus jeder verfügbaren Minute machen, um den F2012 zu verbessern“, fordert Teamchef Stefano Domenicali. Zahlreiche neue Bauteile will Ferrari testen. Schon beim nächsten Rennen in Barcelona am 13. Mai soll der Anschluss an die Titelkonkurrenten hergestellt sein.

Basis für die Arbeit in Mugello sind die Erfahrungen des ersten Saisonfünftels, das geprägt war von Turbulenzen und wechselhaften Darbietungen. Seit den letzten Tests vor WM-Start sind fast zwei Monate vergangen. Inzwischen haben die Fahrer und Ingenieure ihre Autos besser kennengelernt und können sich nun in der Toskana den Problemzonen widmen. „Dank Mugello haben wir etwas Bedenkzeit und werden sehen, was wir aus den Daten der ersten vier Rennen lernen können“, sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

Lediglich Hinterbänkler HRT wird in Italien komplett fehlen, weil sich das Team auf den Umzug der Firmenzentrale konzentrieren will. McLaren ist zwar in Mugello dabei, gewährt aber seinen Stammpiloten Lewis Hamilton und Jenson Button eine Pause. Stattdessen sollen die Ersatzfahrer Gary Paffett und Oliver Turvey ans Steuer. „Für uns ist es nicht notwendig, vor Ort zu sein“, versichert Button. McLaren wolle ohnehin keine ganz großen Neuerungen testen. „Ich denke daher nicht, dass wir wirklich ein Gewinn wären“, sagt Button.

Dagegen schickt WM-Rivale Red Bull ebenso seine Stammbesetzung Vettel und Mark Webber auf die Strecke wie Mercedes. Nico Rosberg und Michael Schumacher teilen sich die drei Tage. Bei Ferrari darf Fernando Alonso an zwei Tagen fahren, Felipe Massa nur am Mittwoch. Für das zuletzt überraschend starke Lotus-Team beginnt Ersatzmann Jerome D'Ambrosio, dann folgen Kimi Räikkönen und Romain Grosjean.

Die PS-Stars machen sich dann wie so oft auf die Suche nach Winzigkeiten. „Schon zwei Zehntelsekunden Verbesserung pro Runde im Vergleich zur Konkurrenz wären heutzutage gewaltig“, sagt Bob Fernley, Vize-Teamchef bei Force India. Und doch blickt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug gespannt nach Mugello. „Da kann es zu einer Verschiebung der Kräfteverhältnisse kommen“, urteilt der erfahrene Schwabe.