Nach 2000 Jahren ist Ringen nicht mehr olympisch

Vor allem zu geringe Fernsehquoten bedeuten ab 2020 das Aus für die Traditionssportart.

Düsseldorf. Die Nachricht ist ein Schock für die Freunde des Olympismus. Das olympische Ringen hat ein Ende. Nach dem angekündigten Olympia-Aus in Lausanne droht dem Traditionssport der Absturz in die Bedeutungslosigkeit.

Dabei haben sich die Szenen des olympischen Ringens ins deutsche Sportgedächtnis eingebrannt. Als Wilfried Dietrich, der „Kran von Schifferstadt“, beim Olympischen Turnier in München 1972 den 200 Kilogramm schweren US-Amerikaner Chris Taylor über die Schulter warf und zur Legende wurde.

Oder der Freiburger Adolf Seger, der 1972 und 1976 in Montreal olympischen Bronze gewann. Oder Alexander Leipold, langjähriger deutscher Vorzeigeringer. „Ich bin geschockt, ich kann es gar nicht glauben“, kommentierte Leipold, der Olympiasieger von 2000, fassungslos. „Ringen ist die Traditionssportart, die seit den Spielen von 1896 an dabei ist.“ Die sogar schon in den Spielen der Antike Bestandteil des Programms war.

Aber Tradition allein zählt im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nichts. „Eine olympische Sportart muss Tradition und Fortschritt verbinden“, erklärte IOC-Vizepräsident Thomas Bach in Lausanne die Entscheidung, Ringen zur Streichung aus dem Programm der Spiele von 2020 an zu empfehlen.

„Wenn Olympia 2020 in der Türkei stattfinden sollte, und das ohne Ringen, das wäre wie Gulasch ohne Fleisch“, kommentierte Markus Scherer, Olympia-Zweiter von 1984 und Europameister von 1989. Durch den überraschenden Beschluss behält der Moderne Fünfkampf — vor der Sitzung noch Streichkandidat Nummer eins — seinen Olympia-Status. Ringen scheint ohne die millionenschwere IOC-Unterstützung nur schwer überlebensfähig.

Zum Ende der geheimen Abstimmung im Palace Hotel von Lausanne stand neben Ringen und Modernem Fünfkampf unerwartet auch Hockey und Kanu zur Disposition. „Einen musste es treffen“, kommentierte das zweite deutsche IOC-Mitglied, Claudia Bokel, pragmatisch, „es war eine sehr schwere Entscheidung.“ Am Ende sprachen vor allem die geringen Fernseh- und Vermarktungsquoten gegen das Ringen. Die Entscheidung der Exekutive muss von der Session im September in Buenos Aires noch bestätigt werden. Das gilt im olympischen Zirkel aber als Formsache.