Neues Spiel, aber kein neues Glück für Steffen

Berlin (dpa) - Britta Steffen schwieg, dafür sprach Freund Paul Biedermann. „Wenn es kommt, kommt es eben besonders dicke“, sagte der selbst pausierende Weltrekordler. „Wir wollen schnell schwimmen und wenn Krankheiten dazwischen hauen, ist das immer ärgerlich.“

Er selbst hatte nach gesundheitlichen Problemen die WM-Saison frühzeitig abgehakt, nun erwischte es am Samstag seine Lebensgefährtin. Von einem viralen Infekt war die Rede. Keine Norm, kein Finale - und kein Ticket für die Schwimm-WM?

„Auf eine Britta Steffen kann man auf keinen Fall verzichten, das ist keine Frage“, betonte Biedermann. Chef-Bundestrainer Henning Lambertz und Leistungssportdirektor Lutz Buschkow signalisierten, dass es für die Doppel-Olympiasiegerin von Peking auch ohne Quali-Zeit einen Platz im Team für die Weltmeisterschaften vom 19. Juli bis zum 4. August in Barcelona gebe. Und da außer Daniela Schreiber (Halle/Saale), die sich in 54,31 Sekunden den Meistertitel sicherte, keine andere Schwimmerin die geforderte Marke über 100 Meter Freistil unterbot, haben die Verantwortlichen auch allen Handlungsspielraum.

Steffen selbst mochte sich nach ihrem in 55,68 Sekunden enttäuschendem Vorlauf nicht äußern. Weder zum Ausmaß der Krankheit oder zum Gemütszustand, noch zu WM-Aussichten oder Saisonzielen. Aber ein kräftiger Dämpfer für all die Vorfreude, die ihr neues Schwimm-Leben mit neuem Coach Frank Embacher, neuem Trainingsort Halle/Saale und der neuen gemeinsamen Wohnung mit Freund Paul mitgebracht hatte, war es allemal. Dabei sollte doch nach Jahren mit mehr sportlichen Tiefen als Höhen diesmal alles besser werden.

Seit 2009, als in Rom der Doppel-Titel über 50 und 100 Meter heraussprang, läuft es für Britta Steffen nicht mehr richtig auf der Langbahn. 2010 musste sie krank pausieren, 2011 reiste sie fluchtartig von der enttäuschenden WM in Shanghai ab. Den EM-Titeln vor einem knappen Jahr fehlten angesichts mangelnder Konkurrenz der Glanz. Bei Olympia gab es zwar Rang vier über 50 Meter Freistil, zuvor über 100 Meter das Halbfinal-Aus. „Vielleicht ist meine Zeit einfach vorbei, was die 100 Meter betrifft“, hatte sie in London gesagt. Kurz vor der nationalen Ausscheidung in Berlin, als sie erneut auf Olympia 2016 im „Hinterkopf“ verwies, liebäugelte sie auch auf dem Weg Richtung Rio wieder mit den 100 Metern.

Ob vor Shanghai, London oder auch in diesem Jahr, als sie die 100 Freistil auch schon in 54,35 Sekunden zurücklegte und damit zweitbeste Deutsche über diese Strecke nach Schreiber ist - ihre Trainingsleistungen im Vorfeld wurden immer hochgelobt. Aber in „einer Prüfungssituation“, das hatte Steffen kurz vor der DM betont, könne eben alles passieren.

Zumal sich ein solcher Infekt nicht wirklich abwenden lässt. „Wir müssen versuchen, zumindest hinter dieser Saison ein Häkchen zu machen und sagen, okay, dann soll es nicht sein, so traurig es auch für uns ist“, erklärte Biedermann. Steffen kann die Saison bei der WM noch zu einem guten Ende führen, der Lebenspartner richtet seinen Blick indes schon auf die Heim-EM 2014 in Berlin. „Da bin ich schon verdammt heiß drauf.“