Oliver Bierhoff fordert einen neuen Masterplan

Den DFB-Manager wird mächtiger. Er hat DFB-Trainerin Steffi Jones geschasst, jetzt will er mehr starken Nachwuchs.

München. Oliver Bierhoff hatte wahrlich großen Anteil am Aufschwung des deutschen Fußballs. Hätten nicht er und seine Kollegen der Nationalmannschaft rund um die Jahrtausendwende einen grausamen Kick an den nächsten gereiht: Die dringend notwendigen Reformen wären im Deutschen Fußball Bund gar nicht erst für notwendig erachtet, geschweige denn eingeleitet worden. So aber führte der Rumpelfußball der Jahrtausendwende zu Nachwuchsleistungszentren und Stützpunkten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Mit den bekannten Folgen. Deutschland ist Weltmeister, holte im Vorbeigehen mit einer B-Mannschaft den Confed Cup und siegte zudem bei der U21-EM im vergangenen Jahr.

Bierhoff fordert aber trotzdem: „Wir benötigen einen Masterplan.“ Nun ist es mit Aussagen und Forderungen das eine — das andere ist deren Umsetzung. Doch Bierhoff spricht aus einer Position der Stärke. Er hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der mächtigsten Männer innerhalb des DFB hochgearbeitet.

Als er im Jahr 2004 im Schlepptau des neuen Nationaltrainers als Teammanager zum DFB stieß, wurde er bestenfalls belächelt. Eher aber für moderne Ansätze in der Umgestaltung des Umfelds angegriffen. Denn obwohl es mit der Mannschaft immer weiter bergab gegangen war, hatte die Maxime lange Bestand: Selbstverständlich war früher alles besser.

Bierhoff ließ sich nicht beirren, schien Gefallen an einer mitunter überzogenen Attitüde eines BWL-Studenten zu haben. Seit kurzem ist er als einer von vier Direktoren im Organigramm des DFB eingezeichnet. Wer dort steht, hat was zu sagen. In Bierhoffs Wirkungskreis fallen die Bereiche „Nationalmannschaften und Fußball-Entwicklung“. Der Impuls, Steffi Jones von ihren Aufgaben als Bundestrainerin zu entbinden, ging von ihm aus. Das Präsidium nickte ab. Kapitel beendet. Neues aufschlagen. So wie es der 49-Jährige selbst regelmäßig macht. „Ich hinterfrage mich und meine Position regelmäßig, im Prinzip immer rund um die großen Turniere, also alle zwei Jahre. Stecke ich in einer Komfortzone? Was will ich geben? Was kann ich geben?“, sagte er jetzt während eines Pressegesprächs in München.

Was kann er denn nun dem DFB geben? Er installierte einen Think Tank. Start-up-mäßig über den Tellerrand hinaus denken. Ins Silicon Valley reisen. Viele werden das kritisieren. Wie auch vor 14 Jahren. „Wir müssen vom Besserwisser zum Bessermacher kommen“, sagt Bierhoff dazu. Motivations-Sprech, klar. Anpacken statt meckern. Deswegen auch der angesprochene Masterplan. „Wo wir bei der goldenen Generation um Hummels, Boateng und anderen etliche herausragende Spieler in vielen Jahrgängen hatten, sind es derzeit oft nur zwei“, hat er festgestellt. Trainer sollen intensiver weitergebildet werden. Ziel sei es, den Spielern wieder vermehrt die Freiheit zu geben, sich zu einer Persönlichkeit entwickeln zu können. Ob das gelingt? Es sind die gleiche Fragen wie im Jahr 2000. Und vier Jahre später.