Der plötzliche Herztod im Fußball - Warum passiert das immer wieder?

Gerade erst starben der italienische Profi Davide Astori, in Richrath ein junger Fußballer der B-Junioren, in Berlin ein Amateurkicker. Warum passiert das immer wieder?

Foto: dpa/Gebel

Düsseldorf. Der Fußballer Davide Astori lag tot im Bett, aber wenn man das als friedlichen Tod bezeichnete (eben anders als die Tode anderer Fußballer, die auf dem Fußball- oder Trainingsfeld vor Zuschauern oder Mitspielern zusammengebrochen waren), würde man der Tragik dieses italienischen Dramas niemals gerecht werden. Astori, 31 Jahre alt, hat ganz Italien zu einer Trauergemeinschaft vereinigt, die nicht begreifen will, was menschlich nur schwer zu begreifen ist: ein junger Mensch wird anhaltslos aus dem Leben gerissen. Von einem Moment auf den anderen.

Vor einigen Tagen Astori, Kapitän des AC Florenz. Vor einigen Tagen starb auch Batuhan Özalp, der für die B-Junioren von TuSpo Richrath in Langenfeld kickte. Zusammengebrochen im Training. „Es wurde noch versucht, ihn wiederzubeleben, doch im Krankenhaus starb Batuhan. Es ist schrecklich, die Jungs standen völlig unter Schock“, sagte Rainer Broichgans, Vorstandsmitglied des Vereins, unserer Zeitung. Zurück bleibt nur Entsetzen und Trauer. Und keine Hinweise zuvor.

Anders als bei dem Berliner Amateurfußballer Damantang Camara (Berliner SC, 6. Liga), der am vergangenen Dienstag auf dem Trainingsplatz zusammenbrach und es im Krankenhaus keine Rettung mehr gab. Der 24-Jährige hatte auf eigenes Risiko gespielt, eine Verdickung seiner Herzwand — die häufigste Ursache für den plötzlichen Herztod bei jungen Sportlern — war in diesem Fall bekannt, zahlreich hatten Ärzte angeblich zuvor ein Attest für die Spieltauglichkeit abgelehnt. Vergleichbar ist dieses Krankheitsbild mit dem des ehemaligen Schalker Fußballprofis und Nationalspielers Gerald Asamoah, der nach Erkennung seines Herzfehlers 1998 nur noch spielen durfte, wenn ein Defibrillator auf der Bank und ein Arzt in der Nähe waren. Asamoah hat das über viele Jahre als Leistungssportler überlebt. Auf eigene Rechnung.

Andere nicht. Ein tragischer Fall reiht sich an den anderen. Erst vor wenigen Wochen gedachte man beim KFC Uerdingen in Krefeld dem Tod des rumänischen Fußballers Michael Klein, dessen Herz vor 25 Jahren während des Trainings Alarm schlug. Der Mann aus der Provinz Siebenbürgen kollabierte vor den Augen seiner Mitspieler des FC Bayer 05 Uerdingen am 2. Februar 1993, wenig später verstarb er im Krankenhaus. 90 Minuten Überlebenskampf. Klein wurde 33 Jahre alt. Die genaue Ursache wird erst später bekannt: Herz- und Kreislaufversagen im Zusammenhang mit einem Infekt in der Lunge. 30.000 Menschen erweisen Klein, 81-facher Nationalspieler, in Rumänien das letzte Geleit. Auch der ehemalige Uerdinger Spieler Axel Jüptner vom damaligen Zweitligaverein Carl Zeiss Jena erlitt am 24. April 1998 den plötzlichen Herztod. Der damals 28 Jahre alte Kameruner Marc-Vivien Foé starb bei einem Spiel seiner Landesauswahl beim Confed-Cup. Herzversagen.

Die Verzweiflung bei Hinterbliebenen und Fans ist auch derart gewaltig, weil der Fußballspieler Fitness und Gesundheit ausstrahlt. Ständig wird er medizinisch gecheckt, gilt als stark, unverwüstlich. Vor dem plötzlichen Herztod aber schützt das nicht. In der medizinischen Literatur Literatur ist das Phänomen erforscht. Häufigste Ursache bei den herzgesunden Menschen ist eine Herzmuskelentzündung durch einen zunächst banal anmutenden Infekt, etwa eine Grippe. Sport sollte dann tabu sein, viele Leistungssportler aber nehmen unter Leistungsdruck Entzündungshemmer — wenn überhaupt — und machen weiter. Die Schäden können in der Folge tödliche Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern) auslösen. „Bei einer Grippe kann sich in wenigen Stunden der Herzmuskel entzünden“, sagte der Münchener Kardiologe Alexander Leber infolge des Astori-Todes dem „Focus“. Anzeichen für eine Herzmuskelentzündung sind demnach: Brustschmerzen, Luftnot, teilweise Herzrhythmusstörungen. Auf dem EKG und mit spezifischen Bluttests könne das diagnostiziert werden. Der Rat des Mediziniers: Im Falle einer Grippe auf keinen Fall Sport betreiben.

Seltener ist die sogenannte „Bradyarrhythmie“, ein langsamer und unregelmäßiger Herzschlag, wie es als Anomalie beim Tod des Davide Astori aufgetaucht sein soll. Eine definitivere Diagnose bleibe allerdings noch abzuwarten, heißt es aus Italien. So oder so: Im Profifußball sind Defibrillatoren seit Jahren Pflicht. Mit ihnen lassen sich unter Umständen im Notfall durch gezielte Stromstöße Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern und Kammerflattern beenden. Sowohl der DFB-Arzt Tim Meyer als auch die Fifa bauen seit Jahren eine Datenbank auf, mit der Fälle des plötzlichen Herztods bei Sportlern registriert werden. Das soll helfen für die Zukunft. Für wirklich viele aber kommt das zu spät.

Der Rumäne Michael Klein starb beim FC Bayer Uerdingen.

Axel Jüptner spielte in Jena, als er im Training verstarb.

Kameruns Nationalspieler Marc-Vivien Foé starb 2003.