Premier Camerons bittet Indien: Kein Olympia-Boykott

Lausanne (dpa) - Im Dauerstreit um den Olympia-Sponsor Dow Chemical hat der britische Premierminister David Cameron an Indien appelliert, von einem Olympia-Boykott abzusehen.

Olympia sollte nicht für politische Botschaften benutzt werden, sagte der Premier in einem Interview des TV-Senders CNN-IBN. Knapp viereinhalb Monate vor der Eröffnungsfeier der London-Spiele sieht Cameron „kein Problem“ im Olympia-Engagement des Chemie-Konzerns.

Das indische Team hatte bereits mehrmals angekündigt, nur unter Protest an den Spielen in London teilnehmen zu wollen, solange das Unternehmen seine Sponsoren-Tätigkeit fortsetzen darf. Dow Chemical hatte 2001 den US-Konzern Union Carbide gekauft, der für eine der größten Chemiekatastrophen der Geschichte verantwortlich ist. Das Unglück von 1984 in der zentralindischen Stadt Bhopal hatte mehr als 20 000 Menschenleben gefordert. Zehntausende wurden chronisch krank und leiden bis heute unter den Folgen.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) dürfe sich nicht mit dem „giftigen Erbe“ von Dow Chemical belasten, sagte Vijay Kumar Malhotra, Chef des Nationales Olympischen Komitees von Indian (IOA). Der Chemie-Riese, der unter anderem die Plastikumhüllung für das Londoner Olympiastadion liefert, wurde im Juli 2010 als Großförderer in das Sponsorenprogramm des IOC aufgenommen. Dow kann sich nun bei seiner weltweiten Werbung mit den olympischen Ringen schmücken. Das Engagement für einen Vier-Jahres-Zyklus auf 100 Millionen Dollar geschätzt.

Bereits seit Monaten sorgt das umstrittene Olympia-Sponsoring für Schlagzeilen. Im November hatte ein indischer Politiker zum Boykott der Spiele aufgerufen. Wenig später wandte sich das IOA in der Sache erstmals offiziell an IOC-Chef Rogge, der jedoch wie Sebastian Coe, Chef des Lodnoner Organisationskomitees (LOCOG), dem IOC-Sponsorenpartner den Rücken stärkte.

„Ich kann kein Problem darin erkennen, dass das IOC von Dow gesponsort wird. Dehalb kann ich mich auch nicht darüber beklagen, dass Dow die Spiele in London unterstützt“, erklärte Cameron. Er könne die Wut und Schmerzen der indischen Bürger verstehen, hoffe aber, dass alle indischen Athleten nach London kommen.