Berliner Sechstagerennen in Not
Berlin (dpa) - Beim ältesten Sechstagerennen der Welt rumort es - zunächst ganz leise. Wegen horrend gestiegener Gema-Gebühren wurde die Livemusik beim Berliner Runden-Spektakel im Innenraum des Velodroms abgeschafft.
Aber andere Finanzprobleme wirken beim Veranstalter der seit 1909 in der Hauptstadt ausgetragenen Sixdays noch weit mehr als Stimmungsbremse. Hierzulande gibt es nur noch in Berlin und Bremen Sechstagerennen. Dortmund, Stuttgart und München sind längst ausgestiegen, weil sich die besondere Mischung aus Sport und Schunkeln nicht mehr rechnete.
„1997 sind wir ins Velodrom umgezogen. Seither wurden die Verträge nie geändert“, sagte Sechstagechef-Chef Reiner Schnorfeil, der zum Beispiel unter einer Hallenmiete „im höheren sechsstelligen Bereich“ ächzt. Er verweist auf Senats-Unterstützung für andere sportliche Topacts in der Stadt, die gerade die Olympia-Stimmung schüren soll.
„Wir haben Zuschauer- und Umsatzeinbußen. Das Sechstagerennen muss unterstützt werden, sonst fahren wir gegen die Wand“, warnte Schnorfeil und zielte mit markigen Worten auf die Senatorenbank. „Nicht zuletzt unser Rennen erfüllt das Velodrom mit Leben und die Fortsetzung liegt mir sehr am Herzen“, erklärte der im zweiten Jahr alleinverantwortliche Chef der Sixdays. Der Vertrag mit Velomax, dem mit dem Land Berlin kooperierenden Betreiber, endet 2017. Sechstagerennen in Berlin an einem anderen Ort wäre laut Schnorfeil „nicht denkbar“.
Als der Regierende Bürgermeister die 104. Auflage am Donnerstag im Velodrom mit einem lauten Knall startete, kassierte er Pfiffe aus dem Publikum in der fast voll besetzten Halle. Dabei hatte der Neue im Amt gute Nachrichten und zeigte Verständnis für das vom Veranstalter geschnürte Sorgenpaket. „Wir warten jetzt auf eine konkrete Anfrage. Die Bedürftigkeiten müssen benannt werden. Wir haben in Berlin eine Vielzahl sportlicher Großereignisse wie das ISTAF oder den Marathon - da gehört das Sechstagerennen natürlich dazu“, erklärte Müller der Deutschen Presse-Agentur.
Der Gesamtetat des Berliner Rennens, das sich prominente Straßenfahrer wie einst Erik Zabel schon längst nicht mehr leisten kann, liegt jenseits der zwei Millionen Euro. An den Fahrer-Gagen kann es nicht liegen, dass das Geld knapp geworden ist. Schnorfeil, früher Biologie- und Sportlehrer, bezifferte die Kosten für die 32 Profis, die Sprinter und Steher aus dem Rahmenprogramm auf „180 000 bis 250 000 Euro“. Insgesamt werden in Berlin bis kommenden Dienstag 270 Sportler und Sportlerinnen beschäftigt.
Mit insgesamt rund 70 000 Besuchern ist die Halle stets voll besetzt, was allerdings nicht unbedingt einen direkten Rückschluss auf eine volle Kasse zulässt.