CONI fordert mehr Härte gegen Doping im Radsport

Rom (dpa) - Das Nationale Olympische Komitee Italiens (CONI) hat dem eigenen Radsportverband mit ungewöhnlicher Schärfe ein zu lasches Vorgehen gegen Doping vorgeworfen.

„Der Radsport muss einen Schlussstrich ziehen und konkrete Maßnahmen ergreifen“, forderte CONI-Präsident Gianni Petrucci nach einer Verbandssitzung in Rom. Er sei „sehr besorgt“, sagte der 65-Jährige.

Wie die „Gazzetta dello Sport“ berichtete, verlangte er vom italienischen Radsportverbands-Chef Renato Di Rocco ein sofortiges Handeln: „Er muss sagen: Hört auf damit, weil euch keiner mehr glaubt.“

Petrucci sieht die Glaubwürdigkeit des Profi-Radrennsports wegen der zahlreichen Dopingfälle am Boden. „Jedes Mal, wenn wir uns über einen Sieg freuen, folgt danach die Enttäuschung“, meinte Italiens oberster Sportfunktionär. Seit 2000 wurden in Italien 65 Radprofis wegen Dopings verurteilt - mehr als in jedem anderen Land. Dem Olympiazweiten von Peking 2008, Davide Rebellin, entzog das CONI 2009 wegen nachträglich nachgewiesenen CERA-Blutdopings die Silbermedaille.

Derzeit ermitteln zehn Staatsanwaltschaften in Italien in Sachen Doping. Zuletzt erhob die Staatsanwaltschaft Mantua Anklage gegen 32 Personen, unter ihnen befinden sich der Giro-Gewinner Damiano Cunego und Ex-Weltmeister Alessandro Ballan. Nach mehr als dreijährigen Ermittlungen kam sie nach Angaben der „Gazzetta“ zu dem Schluss, dass der Lampre-Rennstall - auch Arbeitgeber von Danilo Hondo - 2008 und 2009 sein Team systematisch gedopt hat.

Der italienische Radsportverband reagierte umgehend auf die Kritik: „Wir werden beim Weltkongress in Kopenhagen im September offiziell die Verdoppelung der Dopingsperren bei der ersten Disqualifikation von zwei auf vier Jahre vorschlagen“, erklärte Verbandschef Di Rocco und ist damit auf einer Linie mit dem Weltverbands-Präsidenten Pat McQuaid. Außerdem werde sich Italien für ein sofortigen lebenslanges Berufsverbot im Radsport für dopende Trainer, Mediziner und Betreuer einsetzen.