Gerald Ciolek: Kleine Brötchen, große Siege
Am Sonntag fährt er bei „Rund um Köln“. Seine Karriere ist ein ständiges Auf und Ab.
Köln. Gerald Ciolek ist entspannt. Das Rennen „Rund um Köln“ am Sonntag wird für ihn ein Heimspiel. „Ich wohne 150 Meter vom Ziel entfernt, kenne die Strecke gut“, sagte der Radprofi bei einer Pressekonferenz in der Domstadt.
„Ich bin topmotiviert und will auf jeden Fall um den Titel mitfahren.“ Natürlich hat Ciolek schon ganz andere, große Rennen erlebt. Die Geschichte des 26-Jährigen ist eine kuriose.
Alle möglichen Farben hat der 26-Jährige schon getragen: T-Mobile-Rosa, Milram-Blau, Wiesenhof-Grün. Ciolek galt als das deutsche Sprint-Talent, als legitimer Nachfolger von Erik Zabel. Doch nach dem Aus des deutschen Teams Milram begann der Abstieg von Ciolek, dessen Tiefpunkt mit seinem Einstieg beim drittklassigen südafrikanischen Team MTN Qhubeka erreicht schien.
Doch es kam gänzlich anders: Aus dem Radeln auf der letzten Rille ist längst etwas Großes entstanden. Ciolek ist der unumstrittene Champion, um den das Team gebaut wird. Und sportlich konnte der Kölner erst vor Wochen den größten Erfolg seiner Karriere verbuchen: Im März gewann er als dritter Deutscher den Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo.
Im grau-gelben Trikot seines afrikanischen Teams fühlt er sich besonders wohl. Vielleicht auch, weil seine aktuellen Kollegen wenig mit der belastenden Doping-Vergangenheit des Radsports zu tun haben. Das Team ist jung, frisch und unbelastet. Darüber redet Ciolek gern: „Es ist ein Haufen Kulturen, der da aufeinandertrifft. Die Fahrer kommen aus Eritrea, Äthiopien und Südafrika — und ein Teil aus Europa.“
Auch der Zweck des Fahrens sei „einzigartig“, so Ciolek: „Wir fahren nicht nur, um den Sponsor zu repräsentieren. Wir haben auch das Ziel, die Kinder in Afrika auf die Fahrräder zu bringen und ihnen so das Leben zu erleichtern.“
Über ein anderes Thema spricht der Profi, der den Doping-Skandal 2007 im T-Mobile-Team miterlebt hat, aber weniger gern: Auf die Frage, was er als Vorbild seinen jungen Mitstreitern zum Thema Doping vermitteln könne, blockte er in Köln ab. „Es ist Aufgabe des Teams, Präventivmaßnahmen zu ergreifen“, sagte Ciolek. „Außerdem steht das Thema bei uns im Hintergrund, da die Fahrer noch jung sind und bisher auf niedrigem Niveau fuhren.“
Nähere Nachfragen? Offenbar unerwünscht: Schnell wird der Radprofi zum Posieren für die Fotografen nach draußen geschoben. Schweigen ist Gold. Die neue Generation ist sich da ziemlich einig. Dabei dürfte gerade Cioleks Sanremo-Sieg das Team näher an das Profi-Geschäft rücken. „Es hat schon Türen geöffnet, was Sponsoren angeht und Einladungen zu Rennen“, bestätigt Ciolek.