Hushovd-Gala in Lourdes - Klöden steigt aus
Lourdes (dpa) - Gala-Vorstellung des Weltmeisters, bitterer Tour-Abschied für Andreas Klöden: Auf der zweiten Gebirgsetappe der Tour de France, die Thor Hushovd dank eines Kraftakts für sich entschied, hat sich der deutsche Routinier endgültig seinen Schmerzen beugen müssen.
Noch vor dem steilen Col d'Aubisque, auf dem Hushovd den Grundstein zum Sieg auf der 13. Etappe legte, war der deutsche Routinier am Freitag vom Rad gestiegen. An Rücken, Ellbogen, Schulter und Knie verletzt hatte Klöden dem Feld nicht mehr folgen können und musste aufgeben. Schon am Vortag war er in den Pyrenäen von den Spitzenfahrern klar abgehängt worden.
Auch Tony Martin hatte auf der ersten Bergetappe am Donnerstag großen Rückstand kassiert, sich auf dem 152,5 Kilometer langen Teilstück von Pau nach Lourdes aber wieder gefangen - und sogar Attacken gestartet. Diese misslangen, wie der HTC-Highroad-Profi erzählte: „Es war für alle Konkurrenten eindeutig, dass ich etwas versuchen wollte. Deshalb haben sie mich immer markiert, denn sie wussten, wenn ich weg bin, ist es schwer, mich einzuholen.“
Der 26-Jährige kam mit dem Hauptfeld ins Ziel, in dem sich die Favoriten vor der wohl schwersten Pyrenäen-Etappe am Samstag eine Verschnaufpause gönnten. Der gebürtige Thüringer ist nach dem Ausstieg von Klöden wieder bester Deutscher in der Gesamtwertung. Als 25. hat er 10:51 Rückstand auf Spitzenreiter Thomas Voeckler.
Im HTC-Team, das weiter nach einem Sponsor für 2012 sucht, hat man Martin noch nicht abgeschrieben. Teamchef Rolf Aldag kündigte die Etappe auf das Plateau de Beille als „entscheidend“ an: „Wenn Tony da einigermaßen mitkommt, ist das Gesamtklassement wieder ein Thema. Bei einem anderen Szenario müssen wir alles überdenken.“ Wahrscheinlich ist dann die Fokussierung auf das Einzelzeitfahren am vorletzten Tag in Grenoble. Erik Zabel meinte: „Es wäre schön, wenn Tony vor Paris noch ein persönliches Erfolgserlebnis hätte.“
Weltmeister Hushovd verdarb mit einem Husarenritt dem Duo David Moncoutié und Jérémy Roy einen Tag nach dem französischen Feiertag die verspätete Party. Der Norweger, eigentlich ein Mann für die Sprints, attackierte am Aubisque und holte mit einem enormen Endspurt die beiden Lokalmatadoren 3000 Meter vor dem Ziel noch ein. „Ich weiß, dass ich in Sprints mit Leuten wie Mark Cavendish oder Tyler Farrar nicht mehr mithalten kann“, sagte der Norweger. „Deshalb habe ich meine Strategie geändert.“
Leidtragender des fulminanten Hushovd-Endspurts war vor allem Roy, der bis kurz vor dem Ziel noch in Front war. Mit Tränen in den Augen passierte der FDJ-Fahrer die Ziellinie und wurde danach von den französischen Fans dennoch frenetisch gefeiert. Im Gesamtklassement blieb an der Spitze alles gleich. Lokalmatador Voeckler (Europcar) verteidigte sein Gelbes Trikot vor Frank Schleck (Leopard) aus Luxemburg und dem Australier Cadel Evans vom Rennstall BMC.
Für Klöden endete indes die „Tour der Leiden“ vorzeitig: Nach knapp 40 Kilometern stieg der Routinier unter Schmerzen vom Rad, als er eine Tempoverschärfung nicht mehr parieren konnte. Der RadioShack-Kapitän, vor der 13. Etappe 24. in der Gesamtwertung mit mehr als zehn Minuten Rückstand auf die Spitze, war bei dieser Rundfahrt schon zweimal schwer gestürzt. „Sein Körper und sein Kopf wollten nicht mehr nach Paris“, vermutete seine früherer Teamkollege Aldag.