Zeitfahr-Weltmeister Martin vor Tour-Auftakt: „Entspannt und ohne Nervosität“

Düsseldorf (dpa) - Drei Tage vor dem Zeitfahren zum Auftakt der 104. Tour de France in Düsseldorf fühlt sich Topfavorit Tony Martin „total entspannt und ohne Nervosität“.

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Für den vierfachen Zeitfahr-Weltmeister geht es beim Heimspiel am Rhein um das zweite Gelbe Trikot seiner Karriere nach 2015. „Seit Jahresbeginn denke ich nur an diesen Samstag in Düsseldorf“, sagte Martin und nannte den ehemaligen Skispringer Primoz Roglic aus Slowenien, Stefan Küng aus der Schweiz und Jos van Emden aus den Niederlanden als seine härtesten Konkurrenten.

Nach einer ersten Streckenbesichtigung fand er den 14-Kilometer-Kurs „sehr flüssig - bei regulären Bedingungen. Bei Regen sieht die Sache anders aus. Auf dieses Risiko würde ich aber gerne verzichten“, meinte der Katusha-Alpecin-Profi, der sich noch gut an seine erste Fahrt ins Gelbe Trikot vor zwei Jahren erinnert: „Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Du stehst im Mittelpunkt der Radsport-Welt.“

Seinem Freund, Topsprinter Marcel Kittel, traut Martin ein gutes Zeitfahren und damit die Chance zu, auf der zweiten oder dritten Etappe dank Zeitgutschriften das Gelbe Trikot zu holen. „Wenn er es mir abnehmen sollte - das wäre okay“, sagte der 32 Jahre alte Wahl-Schweizer. Kittel, der im nächsten Jahr wieder zu Martin ins Team stoßen könnte, startete seine Rad-Karriere als Junioren-Weltmeister im Zeitfahren.

Das Fahrerfeld hält der Deutsche nach den Dopingskandalen der Vergangenheit für weitgehend sauber. „Ich würde sagen zu 98 Prozent. Das ist natürlich nur eine Schätzung. Aber wenn es schwarze Schafe gibt, dann sind das individuelle Aktionen. Das von Teams gesteuerte Massenbetrügen gibt es definitiv nicht mehr“, sagte Martin im Interview der „Sport Bild“.

Erst am Vortag hatte ein Dopingfall im Team des zweimaligen Gesamtsiegers Alberto Contador und des deutschen Radstars John Degenkolb für Aufregung gesorgt. Der Portugiese André Cardoso wurde in einer Trainingskontrolle am 18. Juni positiv auf das Blutdopingmittel EPO getestet und vorläufig suspendiert.

Martin sieht im ersten Start der Frankreich-Rundfahrt in Deutschland seit 1987 (damals in Berlin) eine „Anerkennung für die Leistungen und die Glaubwürdigkeit der neuen deutschen Fahrergeneration. Dafür haben wir lange gekämpft“, sagte der 32-Jährige. „Als ich 2008 Profi wurde, lag der Radsport am Boden. Die Leute am Straßenrand beschimpften uns als Doper und Medikamentenabhängige. Doch Jahr für Jahr haben wir uns das Vertrauen zurückgekämpft“.

Zum Auftakt des 14 Kilometer langen Zeitfahren gilt Martin als Top-Favorit. Nach 2015 könnte der Profi des Katusha-Alpecin-Teams erneut das Gelbe Trikot erobern. „Es mir in Deutschland zu holen wäre doppelt schön.“