Deutschland-Tour Politt sprintet zum ersten Profisieg - Schachmann sauer

Stuttgart (dpa) - Nils Politt hat seine Freundin eines Besseren belehrt. „Sie hat gesagt, dass ich dieses Jahr kein Rennen mehr gewinne. Daraus ist eine Wette entstanden - die habe ich hiermit gewonnen“, sagte der Radprofi vom Katusha-Alpecin und zeigte sein schönstes Zahnpastalächeln.

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Kurz zuvor hatte der 24 Jahre alte Kölner auf der vierten und letzten Etappe der neu aufgelegten Deutschland Tour am Sonntag in Stuttgart seinen ersten Profisieg eingefahren.

Im Sprint nach 207,5 Kilometern vom südhessischen Lorsch in die baden-württembergische Landeshauptstadt konnte sich Politt im Sprint gegen Matej Mohoric behaupten. Der Slowene verteidigte damit sein Rotes Trikot und feierte eine Woche nach seinem Gesamtsieg bei der BinckBank-Tour seinen zweiten Rundfahrterfolg der Saison 2018. „Meine Teamleitung hat mir über Funk gesagt, ich solle im Finale die Ruhe bewahren. Das habe ich getan und es hat geklappt. Natürlich bin ich nach meinem ersten Profisieg superglücklich“, sagte Politt, der in der Endabrechnung noch auf Platz zwei springen konnte.

„Ich bin glücklich und brauche jetzt erst mal etwas Urlaub“, bilanzierte Mohoric, der sechs Sekunden schneller war als Politt. Dritter wurde mit weiteren sechs Sekunden Rückstand Maximilian Schachmann vom Team Quick-Step.

Der Berliner, Sieger des zweiten Teilstücks in Bonn, hatte im packenden Finale in Stuttgart mit aller Macht versucht, Mohoric durch einer Attacke in der Schlussrunde zu distanzieren und ihm den Gesamtsieg doch noch zu entreißen. Doch vor allem der Niederländer Tom Dumoulin verweigerte die Schützenhilfe und leistete kaum Führungsarbeit. „Dadurch hat er seine Siegchancen begraben. Ich habe getan, was ich konnte und probiert, das Rennen am Berg schwer zu machen - ich kann mir keine Vorwürfe machen“, sagte Schachmann.

Politt konnte die bis dato magere Bilanz seines Katusha-Alpecin- Rennstalls aber aufpolieren. „Wir haben seit März kein Straßenrennen mehr gewonnen. Das ist natürlich nicht das, was wir uns vorgestellt hatten“, sagte Politt, der am Vortag in Merzig hinter Mohoric nur knapp am Sieg vorbeigesprintet war.

Tour-de-France-Sieger Geraint Thomas beendete die Rundfahrt mit 7:14 Minuten Rückstand auf Mohoric als 41. „Ich hatte hier viel Spaß. Für mich war es toll, hier nach meinem Tour-Sieg ins Renngeschehen zurückzukehren“, sagte der Brite, der das Rennen auch als Test für die Tour of Britain Anfang September nutzte.

Gar nicht mehr zur Schlussetappe angetreten war indes André Greipel. Der 36 Jahre alte Rostocker musste wegen einer Halsentzündung passen. Bereits nach der ersten Etappe am Donnerstag hatte Politts Team-Kollege Marcel Kittel das Rennen verlassen und damit seine verkorkste Saison fortgesetzt.

Zufrieden mit der ersten Austragung der Deutschland Tour nach 2008 zeigten sich die Veranstalter-Organisation ASO und der Bund Deutscher Radfahrer (BDR). „Wir können eine absolut positive Bilanz ziehen. Das Zuschauerinteresse war da - das war für uns das Ungewisse“, erklärte Deutschland-Tour-Chef Claude Rach. „Es ist oberhalb der Erwartungen“, sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping. Auch die Schlussetappe in Stuttgart lockte mehrere zehntausend Zuschauer in die Landeshauptstadt und sorgte für Tour-Feeling im Schwabenland.