Sieger Martin mit Frühform - Contador nur Vierter

Portimão (dpa) - Tony Martin jubelte, der von seinem spanischen Rad-Verband reingewaschene Alberto Contador fuhr an den Podestplätzen vorbei: Der WM-Dritte Martin demonstrierte mit seinem Sieg bei der 37. Algarve-Rundfahrt erstaunliche Frühform und verwies den Vorjahressieger Contador auf Rang vier.

Nach knapp sechs Monaten im Doping-Abseits gelang Contador allein mit dem Start in Südportugal zwar so etwas wie ein persönlicher Befreiungsschlag. Eine mäßige Leistung im abschließenden Zeitfahren in Portimão verbaute ihm beim ersten Wettkampf nach seinem dritten Tour-de-France-Erfolg im Juli 2010 aber den Sieg.

„Hier zu sein, ist schon ein Sieg. Ich bin sehr zufrieden, weil dass das erste Rennen nach all den Geschehnissen war, und meine Leistung war trotz allem gut. Nun heißt es erholen und den Kopf frei bekommen. Ziel ist es, meine Bestform zu erreichen“, kommentierte der Spanier sein Comeback, das er nach Training auf Mallorca Anfang März bei der Murcia-Rundfahrt in Südspanien fortsetzen will.

Fünf Tage nach dem fragwürdigen Freispruch fuhr Contador über 17,2 Kilometer 45 Sekunden langsamer als der Eschborner Spezialist Martin, der in 20:53 Minuten triumphierte. Besser hätte die Saison für den 25-jährigen, gebürtigen Erfurter gar nicht beginnen können. Im Vorjahr war Martin nach Knieproblemen nach dem Wintertraining nur mühsam in Tritt gekommen und hatte seine Erwartungen bei der Tour nicht erfüllt.

„Wir haben erst Februar, und ich habe schon ein Zeitfahren gewonnen. Das ist toll, das ist spektakulär und motiviert ungemein für die kommenden Monate“, sagte der Thüringer. „Ich hatte bei diesem Zeitfahren nichts zu verlieren“, meinte Contador und lobte Martin: „Er ist ein äußerst starker Spezialist.“

Martin gewann mit einer Gesamtzeit von 18:48:45 Stunden 32 Sekunden vor seinem Teamkollegen Tejay Van Garderen (USA). Der für Lance Armstrongs RadioShack-Team fahrende Wahlschweizer Andreas Klöden landete mit einem Rückstand von 46 Sekunden auf Martin auf Platz fünf.

Vor dem Coup des HTC-Columbia-Profis Martin hatte Sprinter André Greipel vom belgischen Omega Pharma-Lotto-Team am Samstag nach dem Erfolg des Newcomers John Degenkolb (Erfurt) zunächst für den zweiten Saisonsieg eines deutschen Radprofis gesorgt. Der 28-jährige Hürther gewann nach 163,5 Kilometer die 4. Etappe in Tavira im Massensprint. Sein heiß ersehnter erster Tagessieg im neuen Team hatte einige Last von den Schultern des bulligen Greipel genommen: „Ich bin erleichtert, der erste Sieg ist immer wichtig für die Moral.“

Im Fall Contador hat sich auch die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Dagmar Freitag, zu Wort gemeldet und den Freifahrtschein für den Spanier scharf kritisiert. „Wenn dieses Urteil Schule macht, ist der Anti-Doping-Kampf am Ende“, sagte Freitag dem Nachrichtenmagazin „Focus“. Der Freispruch sei „eine Katastrophe, weil er klar das Prinzip verletzt, dass jeder Sportler selbst für das verantwortlich ist, was sich in seinem Körper befindet.“ Der spanische Radsportverband RFEC hatte die Sperre aufgehoben, obwohl bei Contador im August Spuren der verbotenen Substanz Clenbuterol gefunden worden waren.