Aachener Mini-Ausgabe des CHIO
Aachen (dpa) - Dieses Jahr ist in Aachen alles etwas anders. „Dat Tschio“, wie die Einheimischen sagen, ist gar kein CHIO.
Die am Freitag beginnende Pferdesport-Veranstaltung in der Aachener Soers ist vielmehr eine Miniatur-Ausgabe mit abgespeckten Programm und ohne die vier berühmten Buchstaben. Und trotzdem sind von Freitag an die besten Springreiter der Welt am Start und reiten am Sonntag beim höchstdotierten Großen Preis der Welt.
CHIO dürfen die Aachener ihr traditionsreiches Turnier nicht nennen, da es dieses Mal keine Mannschaftswettbewerbe gibt. So sind die Regeln des Weltverbandes FEI. Aufgrund der Europameisterschaften im August in Aachen haben sich die Organisatoren zu einer CHIO-Pause entschieden. „Zwei so große Veranstaltungen in einem Jahr sind zu viel“, erklärte Vermarktungs-Chef Michael Mronz.
Entgegen der ursprünglichen Planung, kurz nach dem Zuschlag für die Europameisterschaften in fünf verschiedenen Disziplinen, gibt es nun zumindest eine Spar-Version mit drei statt sechs Turniertagen. Vor allem wegen des Großen Preises von Aachen satteln trotzdem alle Topstars des Springreitens.
„Ich musste mehr Leuten absagen als ich angenommen habe“, sagte der Turnierdirektor Frank Kemperman. „Wir mussten nur das Preisgeld lassen, dann kommen sie immer“, witzelte Kemperman. Mit einer Dotierung von einer Million Euro richtet Aachen nicht nur den berühmtesten und prestigeträchtigsten, sondern auch den am besten bezahlten Großen Preis der Welt aus.
Viele Topreiter wollen laut Kemperman zudem „in dem Stadion reiten, in dem die Europameisterschaft stattfindet“. Auch alle EM-Kandidaten des deutschen Bundestrainers Otto Becker sind am Start. „Ich will sehen, wie sie sich hier präsentieren“, sagte Becker: „Nach Aachen wissen wir mehr.“
So eindrucksvoll die Liste der Starter beim Springreiten ist, so enttäuschend ist sie in der Dressur - zumindest für Aachener Verhältnisse. Die deutsche Prominenz um Isabell Werth reitet zwar fast komplett, aber nicht mit den besten Pferden. „Ich hätte mir ein besseres Starterfeld gewünscht“, gab Kemperman unumwunden zu: „Die guten Paare werden wir in Aachen erst bei der EM sehen.“
Vor nicht einmal einem Jahr entschieden sich die Aachener dazu, trotz der Spar-Variante auch Dressurwettbewerbe anzubieten. Das war offensichtlich zu spät. „Die EM-Sichtungen sind woanders“, erklärte Kemperman. Die deutschen Qualifikations-Turniere sind in zwei Wochen die DM in Balve und Mitte Juli der Nationenpreis in Hagen bei Osnabrück.
„Weltfest des Pferdesports“ nennen die Aachener ihre Veranstaltung trotzdem. Notgedrungen, denn CHIO war ja nicht möglich. Die berühmten Buchstaben stehen - abgesehen von der Internetadresse - in diesem Jahr in Aachen auf dem Index. „Wir haben allen Mitarbeitern verboten, das zu sagen“, scherzte Turnierchef Kemperman. Die meisten Besucher in dem 40 000-Zuschauer-Stadion werden aber trotzdem zu ihrem „Tschio“ gehen.