Alle jagen Deußer: Nur ein Topreiter fehlt bei DM
Balve (dpa) - Daniel Deußer hat es vorgemacht. Als Außenseiter ritt der in Wiesbaden geborene Springreiter vor einem Jahr bei den deutschen Meisterschaften zum Titel. Anschließend durfte der 32-Jährige beim CHIO in Aachen im Nationalteam debütieren und dann auch noch bei der EM starten.
So oder ähnlich stellt sich das Bundestrainer Otto Becker auch an diesem Wochenende in Balve vor: „Die Reiter aus der zweiten Reihe können sich beweisen, Daniel ist letztes Jahr auch über diesen Weg ins Team gekommen.“
Die Konkurrenz ist indes bei den am Freitag beginnenden Springen größer. Vor einem Jahr fehlten gleich drei Mitgliedern des A-Kaders, darunter der neunmalige deutsche Meister Ludger Beerbaum. Auch die bei ihm angestellten Topreiter Marco Kutscher und Philipp Weishaupt ritten lieber bei einem hoch dotierten Turnier in London. Jetzt darf Becker hingegen schwärmen: „Dieses Jahr sind alle da.“ Allein Vizemeister Carsten-Otto Nagel aus Norderstedt musste passen, weil seine Stute Corradina noch nicht fit ist.
Für das nationale Championat verzichtete der Bundestrainer sogar schweren Herzens darauf, ein Quartett zum traditionsreichen Nationenpreis-Turnier ins französische La Baule zu schicken: „Die Meisterschaft war uns wichtiger.“
Die meisten Topreiter testen in Balve ihren hoffnungsvollen Nachwuchs, weil viele Toppferde nach der Hallensaison eine Turnierpause erhalten haben. Vor allem die Cracks, mit denen Deußer, Beerbaum und Marcus Ehning beim Weltcup-Finale die Plätze eins, zwei und vier belegt hatten, müssen sich erholen.
Der gejagte Titelverteidiger Deußer reitet mit dem neunjährigen First Class aber ebenso ein hoch talentiertes Pferd wie Beerbaum mit dem zehnjährigen Zinedine. Vor allem der 50 Jahre alte Beerbaum gehört zu den Favoriten bei dem Turnier im Sauerland - er könnte seinen zehnten Titel gewinnen.
„Das ist nicht hinzukriegen, dass alle auch ihren besten Pferde mitbringen“, erklärt der Bundestrainer und verweist auf den frühen Termin: „Durch die Fußball-WM ist die deutsche Meisterschaft dieses Jahr viel eher.“ Dank der Verscheibung in den Mai sicherte sich der Veranstalter, dass es Fernseh-Übertragungen im WDR gibt.
Während im Springen der letztjährige Meister reitet, verzichtet die Titelverteidigerin in der Dressur. Helen Langehanenberg (Billerbeck) ist nicht am Start, weil ihr Hengst Damon Hill derzeit in der Zucht eingesetzt wird. „Das muss man den Besitzern des Pferdes zugestehen, dass er auch im Deckgeschäft eingesetzt wird“, sagt Bundestrainerin Monica Theodorescu.
Von Matthias Rath und seinem einst als „Wunderpferd“ gerühmten Totilas, der zuletzt vor zwei Jahren in Balve bei einem Turnier gesehen wurde, redet fast keiner mehr. Totilas-Besitzer Paul Schockemöhle hat ein Comeback erst nach der DM angekündigt.