Beerbaum kritisiert Wirbel um Totilas und Reiter Rath
Aachen (dpa) - Vor dem Olympia-Test im heimischen Kronberg hat Totilas-Reiter Matthias Rath verbale Prügel einstecken müssen. Springreiter Ludger Beerbaum sprach dem Dressurreiter die Klasse für das teuerste Dressurpferd der Welt ab und übte zudem ungewohnt heftige Kritik am Wirbel um Totilas.
„Ehrlich gesagt ist das komplette Effekthascherei“, sagte der 48-Jährige in einem Interview der Zeitung „Tagesspiegel“. „Da sollte erst einmal sportliche Leistung kommen, danach kann man über Favoritenrollen sprechen. Aber die sportliche Leistung sehe ich im Moment nicht.“ Der an Pfeifferschem Drüsenfieber leidende Rath war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
„Da wird sich Ludger wohl missverständlich ausgedrückt haben, er wollte Matthias wahrscheinlich gute Besserung wünschen“, kommentierte Michael Mronz, der für die Vermarktung von Totilas zuständig ist. Beerbaums Äußerungen waren indes völlig unmissverständlich. Er selber hätte bei einem solchen Pferd den „Ball flach gehalten und nicht mit PR-Nummern aufgewartet“, sagte Beerbaum: „Ich hätte gewartet, bis ich meine Piaffen und Passagen hinbekomme, dann hätte ich über das Drucken von Totilas-Shirts nachgedacht.“
Auch beim CHIO in Aachen gibt es einen Totilas-Stand, obwohl das Pferd wegen der Erkrankung von Rath nicht am Start ist. Die meisten Dinge sind reduziert. „Wir sind auch traurig, dass er nicht hier ist“, sagte eine Verkäuferin am Stand.
Am Freitag fällt eine erste Entscheidung über den Olympia-Start von Rath und Totilas. Eine sechsköpfige Delegation um Bundestrainer Jonny Hilberath und einen Arzt reist nach Kronberg, wo Rath seine Fitness zeigen muss. „Wir wollen ihn reiten sehen“, sagte der Vorsitzende des Dressur-Ausschusses Klaus Roeser.
Bis dahin muss Rath sich auch von Beerbaums verbalem Tiefschlag erholen. Der Springreiter sprach dem 27-Jährigen aus Kronberg die Klasse ab, Totilas erfolgreich zu reiten. „Unter Edward Gal war das eine perfekte Symbiose aus Pferd und Reiter. Jetzt ist nur ein Teil des vermeintlichen Wunders in Deutschland“, sagte der viermalige Olympiasieger im Springreiten. Gal hatte mit dem Hengst dreimal WM-Gold gewonnen. Nach dem Wechsel des Hengstes vom Niederländer zu Rath hatte der deutsche Reiter bei der EM vor einem Jahr eine Einzelmedaille klar verpasst.
Beerbaum zweifelt, ob Rath die Fähigkeit hat, solche Erfolge wie Gal zu erreichen: „Wenn Totilas von den ganz großen Experten mit dem größten Talent und der größten Abgeklärtheit geritten wird, vielleicht. Isabell Werth oder Anky van Grunsven, die würden das vielleicht schaffen. Aber nur die.“