CHIO viel mehr als nur ein Reitturnier

Aachen (dpa) - Von Alain Delon und Oliver Pocher im Fußballtrikot bekamen die Pferdepfleger nichts mit.

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Die fleißigen Helfer schaufelten die Pferdeäpfel weg und striegelten die teuren Vierbeiner, während im VIP-Zelt mehr oder weniger Prominente Oktopus-Carpaccio und andere Köstlichkeiten naschten. Der CHIO in Aachen ist längst mehr als nur das größte Reitturnier der Welt.

Eine „hohe Promi-Dichte“ stellte die „Aachener Zeitung“ am Mittwoch fest. Und witzelte: „Die Gala lockt Medien an, die Totilas eher für ein mexikanisches Fladenbrot halten.“ Dabei hätte Totilas, das teuerste Dressurpferd der Welt, ausreichend Bekanntheit, um dabei zu sein.

Zumindest ist die Prominenten-Mischung aus jungen Models und alternden Schauspielern so attraktiv, dass die Autogrammjäger Schlange stehen und mehr als ein Dutzend Fotografen vor dem roten Teppich warten. „Man muss eine Sportveranstaltung so attraktiv machen, dass die Leute nicht alleine wegen des Sports kommen“, sagt Michael Mronz, der Chef-Vermarkter des CHIO. „Wenn man heutzutage außerhalb der Kernzielgruppe einer Sportart die Menschen begeistern will, dann gehören neben dem Sport die entsprechenden Events dazu.“

Damit ist in Aachen vor allem das zweigeschossige VIP-Zelt mit einer Grundfläche, die größer als ein Fußballplatz ist, gemeint. Und vier verschiedene Restaurants und 70 Hostessen, von denen einige schon morgens um elf Champagner oder Caipirinha servieren.

„Das Rahmenprogramm ist wichtig, um neue Zielgruppen zu erreichen“, erklärt Mronz. Und er schickt hinterher: „Schickimicki ist ein Begriff, mit dem ich mich gar nicht beschäftige. Der Einladungsverteiler ist so gewählt, dass ich keine Sorge haben muss, dass die Marke CHIO in Mitleidenschaft gezogen wird.“

Der Sport-Manager ist dafür mitverantwortlich, dass sich der traditionsreiche Pferdesport-Klassiker zu einer Sportveranstaltung der Superlative entwickelt hat und ein Budget von 14,5 Millionen Euro verwaltet - so viel wie kein anderes Turnier der Welt. Und in diesem Jahr mit 2,68 Millionen Euro so viel Preisgeld ausschüttet wie keine andere Sportveranstaltung in Deutschland. Das lassen sie in Aachen nicht gerne unerwähnt.

Mronz weiß, wer wichtig ist. Wirtschaft-Bosse wie Jürgen Fitschen (Deutsche Bank) und Dieter Zetsche (Mercedes) schmücken den Beirat des Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV). Und wie lockt Mronz die Prominenz nach Aachen? Auch solche, bei denen Pferde in einer Reihe mit Kühen und Schweinen stehen? „Ich erzähle ihnen, dass sie hier tolle Persönlichkeiten des Reitsports treffen können“, sagt der Vermarkter augenzwinkernd.

Das ist aber nur der halbe Trick. Es hat natürlich ganz viel mit Sponsoren zu tun, wenn Nico Rosberg als Führender der Formel-1-WM oder Ex-Schwimmerin Franziska van Almsick zum CHIO kommen. Van Almsick zeigte sich begeistert und schwärmte angesichts der riesigen Reitarena mit 40 000 Plätzen: „Für Schwimmer ist es nicht normal, in ein so großes Stadion zu kommen.“ Ihre einzige Sorge in Aachen: „Man muss aufpassen, dass einem kein Pferd auf den Fuß latscht.“