Deußers Titel soll Vergangenheit überstrahlen
Balve (dpa) - Am Ende ging Daniel Deußer noch baden. Nach seiner Ehrung als neuer deutscher Meister der Springreiter schubsten er und sein Rivale Carsten-Otto Nagel sich übermütig in den künstlichen Teich im Stadion von Balve.
Ausgelassen wie ein kleiner Junge feierte der 31-jährige Deußer den ersten nationalen Titel. „Das ist einer meiner besten Erfolge“, sagte er - und er klang dabei erleichtert. Deußer zählt schon seit Jahren zu den besten deutschen Springreitern. Da der gebürtige Wiesbadener aber seit rund sieben Jahren im Ausland lebt, fielen seine Ergebnisse und Leistungen nicht jedem auf. 2006 war er in den Stall des niederländischen Pferdehändlers Jan Tops gegangen, im April 2012 wechselte er als Bereiter zu den Stephex Stables ins belgische Wolvertem.
Hängen blieben bei vielen Pferdesport-Fans allerdings zwei Doping-Affären. 2007 war bei seinem Pferd Pristanna bei einem nationalen US-Turnier und wenig später bei seinem Hengst Air Jordan während des Weltcup-Finales in Las Vegas jeweils das Dopingmittel Reserpine nachgewiesen worden.
Im Fall Pristanna war Deußer vom US-Verband für drei Monate gesperrt worden. Im Fall Air Jordan hatte der internationale Verband FEI das Verfahren ohne genaue Erklärung eingestellt. Was folgte, war eine fast drei Jahre dauernde juristische Auseinandersetzung zwischen Deußer und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), die erst 2010 endete. Deußer hatte ein zwischenzeitliches Startverbot des Verbandes ignoriert und war letztlich erfolgreich vor Gericht dagegen vorgegangen.
Doch das liegt für Deußer weit zurück. Der Verband und der damals für den Pferdehändler Tops reitende Profi haben scheinbar Frieden geschlossen. „Wir haben versucht, das zu beheben. Ich habe kein Problem mit der FN“, sagte der Reiter in Balve. Sein Ansprechpartner sei vor allem Bundestrainer Otto Becker: „Und zu dem habe ich ein sehr gutes Verhältnis.“
Mit der Leistung bei der DM in der sauerländischen Provinz sind er und Cornet D'Amour interessant für die EM im August im dänischen Herning. In vier schweren Umläufen und im Stechen blieb Deußer in Balve ohne Strafpunkte. Im entscheidenden Durchgang hatte er das Glück, Mannschafts-Weltmeister Carsten-Otto Nagel auf Corradina mit 0,4 Sekunden Vorsprung zu schlagen.
„Ich freue mich für Daniel. Wir haben uns schon letztes Jahr gedacht, dass Daniel und Cornet D'Amour ein Paar für dieses Jahr sind“, sagte Becker. „Es war wichtig, dass er hier einmal gewinnt, da er seit langem im Ausland lebt.“
Die nächste Bewährungsprobe steht für Deußer schon an: Er hat dank des Meister-Titels mit dem zehn Jahre alten Wallach einen Startplatz beim CHIO in Aachen sicher. Sein talentiertes Pferd darf Deußer nach Aussage der Besitzer bis Ende 2014 reiten. Gut möglich, dass er bis dahin noch einige Male die Gelegenheit zum Jubel-Bad bekommt.