Enttäuschende Springreiter gehen bei EM-Einzel leer aus
Aachen (dpa) - Als die Niederländer schon wieder feierten, schlichen die deutschen Springreiter enttäuscht vom Platz. Beim Einzel-Finale der EM in Aachen gingen die Gastgeber leer aus und mussten erneut Jeroen Dubbeldam zum Sieg gratulieren.
„Wir hätten zweimal null reiten müssen“, lautete das ernüchternde Fazit von Bundestrainer Otto Becker. Mit zwei fehlerfreien Runden hätte Ludger Beerbaum Silber gewonnen - stattdessen kam er mit Chiara nur auf Rang zwölf.
„Er versteht es, sein Pferd auf dem Punkt fit zu haben“, lobte Christian Ahlmann den neuen Europameister und Doppel-Weltmeister. Nach einem Abwurf in der ersten von zwei Runden wurde der 40-Jährige aus Marl auf Taloubet als Siebter bester Deutscher. Wäre er fehlerfrei geblieben, wäre es Bronze gewesen.
Die besten Chancen vor dem Finale besaß noch Beerbaum, doch der Traum von der Aufholjagd endete am Wassergraben. Schon in der ersten von zwei Runden des Einzel-Finales musste der Routinier die Hoffnung begraben, noch eine EM-Medaille zu gewinnen. „Das ist zum Kotzen“, kommentierte er mit derben Worten sein Missgeschick. „Außer mir ist - glaube ich - keiner ins Wasser getapst“, sagte er zu seinem entscheidenden Fehler mit Chiara. „Das ist ärgerlich, sonst wäre noch etwas gegangen.“
Nach dem Fehler war die Konzentration weg, und nach vier weiteren Strafpunkten im zweiten Umlauf kam der 51-Jährige in der Endabrechnung nur auf Rang zwölf. „Wenn man ein Fazit zieht, dann waren wir einfach nicht dran. Heute war der Wurm drin - das muss man akzeptieren“, sagte der Vorreiter des Gastgeber-Teams.
Hinter Deutschlands bestem Starter Ahlmann wurde Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) mit Fibonacci Achte. Daniel Deußer wurde wegen einer kleinen Wunde bei seinem Schimmel Cornet D'Amour vor der letzten Runde disqualifiziert.
„Wir haben den letzten Schritt nicht gemacht“, fasste Bundestrainer Otto Becker das enttäuschende Abschneiden seines Quartetts im Einzel-Finale zusammen: „Es waren keine schlechten Runden, aber es reicht nicht für ganz vorne.“
Ganz vorne landete wieder Dubbeldam. Der 42 Jahre alte Doppel-Weltmeister von 2014 hatte bereits am Freitag mit dem Team gesiegt und jubelte: „Das ist eigentlich unfassbar.“ Zweiter wurde der Belgier Gregory Wathelet mit Conrad de Hus vor dem Franzosen Simon Delestre auf Ryan des Hayettes.
Es wäre leicht mehr möglich gewesen für die Deutschen. „Ich hatte vorher das Gefühl, es geht noch was“, sagte Ahlmann. Doch nach einem frühen Abwurf mit Taloubet stellte sich das als emotionale Täuschung heraus: „Am Ende war es nicht gut genug.“ Sein EM-Fazit: „Jetzt im ersten Moment ist die Enttäuschung da. Ab Morgen freue ich mich wieder über das Silber mit der Mannschaft.“
Ähnliches gilt für Meredith Michaels-Beerbaum, die mit Fibonacci schon in der ersten Runde patzte und einen Sprung nach vorne vergab. Im zweiten Umlauf blieb die 45-Jährige mit dem Wallach fehlerfrei. „Ich war sicher enttäuscht, aber die zweite Runde war gut“, sagte sie.
Die größte Enttäuschung im deutschen Team erlebte jedoch Deußer. Der in Belgien lebende Profi zählte zu den Favoriten, kassierte mit Cornet D'Amour aber insgesamt vier Abwürfe an vier Tagen und hatte mit den Medaillen nichts zu tun. Die Disqualifikation machte da auch schon nichts mehr. Er wollte ohnehin nicht mehr zur letzten Runde antreten. „Zwei Fehler, das war's“, sagte Deußer. „Das ist bitter. Aber so ist der Sport“.
Verbandspräsident Breido Graf zu Rantzau war mit der Gesamt-Bilanz des deutschen EM-Teams zufrieden. „Ich hatte 13 Medaillen vorhergesagt, jetzt sind es sogar mehr“, sagte der FN-Präsident zu den 15 Plaketten. „Ich bin als Verbandschef zufrieden, dass unser Sport so breit aufgestellt ist.“