Kumpel Ahlmann und Kutscher kämpfen um Reitweltcup

Leipzig (dpa) - Sie seien Freunde, sagt Marco Kutscher und meint sich und Christian Ahlmann. „Schon seit 15 Jahren“, fügt er hinzu. Eine Freundschaft unter Springreitern, der auch die brisante Konstellation an der Spitze der Gesamtwertung beim Weltcup-Finale in Leipzig nichts anhaben kann.

Kutscher und Ahlmann liegen vor den beiden Schlussrunden am Sonntag mit jeweils null Punkten gemeinsam in Führung. „Besser er gewinnt als jemand anderes“, meint Ahlmann über seinen Kumpel Kutscher. Der erwidert artig: „Ich glaube, dass Christian am Sonntag auf dem Treppchen steht.“

Die Parallelen in den sportlichen Lebensläufen der beiden sind erstaunlich. Ahlmann ist 36 Jahre alt, Kutscher wird am Montag nach dem Weltcup-Finale 36. Beide galten lange als die jungen Wilden in der Springsport-Szene, beide waren jeweils Doppel-Europameister: Ahlmann 2003, Kutscher 2005. Beide zählten zur Olympia-Mannschaft 2004, die Bronze holte. Und beide waren 2008 bei Olympia in Hongkong in Fälle von Doping (Ahlmann) und verbotener Medikation (Kutscher) verwickelt.

Für Ahlmann und Kutscher wäre der wichtigste Hallen-Titel Trost nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre. Für Ahlmann sogar noch mehr als das: Er wäre eine Genugtuung. Mit einem Triumph in den Messehallen könnte er die Resozialisierung im Parcours nach seiner verhängnisvollen Doping-Affäre endgültig abschließen. „Ich kann es nicht mehr hören“, sagte der Reiter aus Marl, als er am Freitag nach seinem zweiten Platz in der zweiten Weltcup-Prüfung wieder einmal auf seinen Fall angesprochen wurde.

Ahlmann hat nach Ablauf aller Sperren längst wieder Erfolge gefeiert. Trotz des überraschenden Todes seines besten Pferdes Calvados im Oktober 2010 hat er sich erneut in der Spitze etabliert. Unter anderem dank des 12 Jahre alten Hengstes Taloubet, der in Leipzig seine starke Form bestätigte und seinen Reiter zum Topfavoriten macht.

Anders als sein Freund kam Kutscher, der bei Ludger Beerbaum in Riesenbeck angestellt ist, in Hongkong glimpflich davon. Glatt lief es für ihn 2010 aber auch nicht. Kurz vor der WM in Lexington musste Kutscher seine Teilnahme absagen, da sein Erfolgspferd Cash verletzt war. Die deutsche Equipe wurde ohne ihn Weltmeister.

Trotz der aussichtsreichen Position in Leipzig sieht er sich mit Cash nicht in der Favoritenrolle. „Ein Sieg wäre ein absolutes Highlight“, sagte er. Doch der Pferdewirtschaftsmeister kennt die Tücken eines Weltcup-Finals. „Ich habe immer Probleme am Schlusstag gehabt.“ Sein heißer Tipp daher: Kumpel Ahlmann.