Letzte Chance für Doppel-Olympiasieger Romeike
Nübbel (dpa) - London ist die letzte Chance. Seit drei Jahren wartet Hinrich Romeike schon, seit drei Jahren hofft er - bisher vergebens. Nun soll sein Pferd Marius im Olympia-Jahr wieder fit werden und den Vielseitigkeitsreiter zu weiteren Medaillen tragen.
„Es geht nur, wenn er top-gesund ist“, sagte der Doppel-Olympiasieger von Hongkong über seinen Schimmel. „Wenn es nicht geht, ist es auch nicht schlimm. Dann darf er in den Apfelgarten.“
Hinter Romeike liegt eine lange Leidenszeit, auch wenn er es nicht ganz so drastisch ausdrücken würde. „Es ist natürlich schade, wenn man die andern reiten sieht. Dann würde man am liebsten mitreiten.“ Zwei Europameisterschaften und die WM 2010 musste er sausenlassen, weil Marius verletzt war. „Das tut saumäßig weh“, sagte der 48-Jährige in der ihm eigenen Sprache zum Verzicht auf die letztjährige Heim-EM in Luhmühlen.
„Ich probiere, ihn wieder fit zu kriegen“, kündigte Romeike an: „Ich muss schauen, wie weit es geht.“ Er ist vorsichtiger geworden, weil er vor zwei Jahren zu früh angefangen hatte und die Verletzung an Marius' linkem Vorderbein bei einem Weltcup-Turnier in Polen wieder aufbrach.
„Mein Pferd ist schon alt, aber er trainiert gut“, sagte Romeike über den 18-jährigen Schimmel, mit dem er 2006 auch Mannschafts-Weltmeister wurde. Die Zeit wird knapp für das Pferd. Das weiß der Zahnarzt aus Nübbel bei Rendsburg: „Im Alter kriegt man ja seine Zipperlein.“ Er muss sich in Geduld üben. „Ich bin ganz entspannt“, versicherte der „fliegende Zahnarzt“, wie ihn englische Zeitungen nach dem Doppel-Gold nannten.
In dieser Woche hat Romeike mit Bundestrainer Hans Melzer über die kommende Saison gesprochen, aber „ich habe den Plan noch nicht genau im Kopf“. Im Frühjahr will der Reiter aus Schleswig-Holstein in Luhmühlen oder in Hannover bei einer kleineren Prüfung den Neuanfang starten.
Der Bundestrainer kann abwarten. Melzer hat derzeit genügend Topreiter, allen voran Weltmeister Michael Jung und die anderen Mitglieder des EM-Teams, das in Luhmühlen im vergangenen Jahr Gold und alle Einzelmedaillen gewann. Zumindest macht dem Coach das Alter von Marius wenig Sorgen. „Es gibt genügend Beispiele, dass Pferde auch mit 18 bei Championaten noch fit sind und auch erfolgreich“, sagte der Bundestrainer.
Und wenn es nichts wird mit dem Comeback und dem Start in London? „Es ist nur mein Hobby“, sagte der dreifache Familienvater. „Ich habe mehrere Lebensmittelpunkte und überhaupt kein Problem, wenn es nicht mehr klappt“, versicherte Romeike, der Aktivensprecher und seit Hongkong ein gefragter Redner ist. „Durch den Erfolg hat sich mein Leben toll entwickelt.“