Millionen-Serie in Katar fast ohne Öffentlichkeit
Doha (dpa) - Ihre Top-Pferde haben die besten Springreiter der Welt in die Wüste geschickt. Die teuren Vierbeiner sind bereits nach Katar geflogen worden, denn im reichen Emirat gibt es in den nächsten Tagen 1,75 Millionen Euro zu verdienen.
Einige Tage darauf flogen die Reiter selber hinterher - einige mit einem mulmigen Gefühl. Die Springreiter sind die ersten Sportler, die seit den schweren Vorwürfen von Amnesty International in dem Wüsten-Staat antreten. Im futuristisch anmutenden Stadion Al Shaqab wird das Finale der zwölf Etappen umfassenden Global Champions Tour ausgetragen. Wie und unter welchen Umständen die riesige Anlage gebaut worden ist, das wissen die Reiter nicht. Man sehe nur die Fassaden, sagte Christian Ahlmann und forderte im Hinblick auf den Amnesty-Bericht eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen: „Am Geld scheitert es dort bestimmt nicht.“
Die meisten Reiter sind schon mehrfach in Katar angetreten, die weltweit am höchsten dotierte Serie für Springreiter ist bereits zum fünften Mal in Doha zu Gast. „Das ist ein unglaubliches Gelände“, berichtete Ludger Beerbaum. „Das sind super Bedingungen.“
Dabei mangelt es in Katar an Zuschauern. Doha ist - neben Cannes und Monte Carlo - eine der Stationen, bei denen praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit geritten wird. Angesichts des Preisgeldes ist das den meisten Reitern egal. Olympiasieger Steve Guerdat ist insofern mit seiner Kritik in der „Aachener Zeitung“ eine Ausnahme: Ihn störe es, „vor 1325 gelangweilten Zuschauern zu starten, die sich nicht für unseren Sport interessieren“. Der Schweizer kritisierte die „Vip-Veranstaltungen“ und startet nicht.
„Ganz ohne Zuschauer ist das nicht“, sagte hingegen Beerbaum und prognostizierte für das entscheidende Springen am Samstag: „Es ist schon möglich, dass 3000 Zuschauer kommen. Da tut sich was.“ Der Start bei der Serie habe „nicht nur mit dem Geld zu tun“, sagte der viermalige Olympiasieger: „Das hat inzwischen auch Prestige, das ist fast wie ein inoffizieller WM-Titel.“ Tatsächlich bietet die Global Champions Tour sportlich sogar ein höheres Niveau als der Weltcup.
Der einzige deutsche Reiter, der die Tour noch gewinnen kann, ist Ahlmann. Der Zweite des derzeitigen Klassements ist allerdings gehandicapt und musste sich von seiner belgischen Freundin Judy Ann Melchior das Pferd Arragon leihen. Codex one macht Pause, und sein zweites Top-Pferd Taloubet ist verletzt. „Wenn ich keine Chance auf die Gesamtwertung gehabt hätte, dann wäre ich nicht hingefahren“, sagte Ahlmann.
Neun Reiter dürfen noch vom Gesamtsieg und vom Löwenanteil der Gewinnsumme von einer Millionen Euro träumen. Aufgrund des komplizierten Systems sind allerdings nicht nur reiterische, sondern auch mathematische Fähigkeiten gefragt. Da nur sechs von zwölf möglichen Ergebnissen zählen, muss Ahlmann mindestens auf Rang 13 kommen, um zusätzliche Punkte zu gewinnen.
Ohne Siegchance in der Serie lohnt sich die Reise nach Katar trotzdem. „Es gibt auch so noch genug zu verdienen“, sagte Marcus Ehning, der 2010 bisher als einziger Deutscher den Jackpot knacken konnte. Mit 750 000 Euro Preisgeld ist Doha eines der am höchsten dotierten Turniere der Welt.