Mini-WM unterm Dach: Vier Reit-Weltcups in Leipzig
Leipzig (dpa) - Eine schlechte Nachricht musste Springreit-Bundestrainer Otto Becker vor seiner Reise zum Weltcup-Finale nach Leipzig dann doch hinnehmen. Ausgerechnet Titelverteidiger Marcus Ehning verzichtet beim Finale auf einen Einsatz seines Erfolgspferdes Plot Blue.
Der 14 Jahre alte Hengst habe sich im Training matt angefühlt, sagte Becker. Ehning hätte ihn reiten können, doch aus Rücksicht habe er den Hengst nicht mit zum Finale mitgenommen.
„Ich finde das gut und ziehe vor der Entscheidung den Hut“, sagte Becker. Mit Plot Blue hatte Ehning im vergangenen Jahr den Weltcup in Genf gewonnen und bei den Weltmeisterschaften den Mannschaftstitel geholt. Der 37-Jährige aus dem westfälischen Borken wird nun in Leipzig in allen drei Final-Prüfungen von Donnerstag bis Sonntag seine Stute Sabrina satteln.
„Dass Plot Blue nicht dabei ist, ist sicher eine Schwächung. Das Team ist trotzdem gut gerüstet“, meinte Becker, der 2002 selbst mit Cento das Weltcup-Finale in Leipzig gewonnen hatte. Insgesamt haben sich außer Ehning, der als Vorjahressieger für die Endrunde fix ist, sechs weitere Deutsche qualifiziert. Da im April nur noch wenige Hallenturnier stattfanden, trainierten sie zweimal gemeinsam unterm Dach, um Praxis zu bekommen.
Beckers Reiter haben eine Erfolgsserie im Weltcup zu verteidigen: Meredith Michaels-Beerbaum siegte 2008 und 2009, Ehning triumphierte vor einem Jahr in Genf. Beide können in Leipzig auch als erste Springreiter überhaupt zum vierten Mal den Weltcup für sich entscheiden.
Das wird allerdings schwer. „Alle Top-Reiter kommen. Das wird sehr eng“, sagte der Bundestrainer. Unter anderem sind Olympiasieger Eric Lamaze aus Kanada , Weltmeister Philippe Le Jeune, der Schwede Rolf-Göran Bengtsson und der Europameister und Weltranglisten-Erste Kevin Staut aus Frankreich dabei. „Wir wollen eine große Show bieten“, versprach Staut.
Für die deutschen Dressurreiterinnen geht es indes vor allem um den Platz hinter Adelinde Cornelissen. Die Niederländerin ist mit ihrem Pferd Parzival derzeit die dominierende Figur der Szene. „Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, sollte sie es schaffen. Wir wollen um Platz zwei mitmischen“, sagte Bundestrainer Holger Schmezer. Den Sprung auf das Podium traut er seinen Reiterinnen Isabell Werth mit Satchmo, Ulla Salzgeber mit Herzruf's Erbe und der Debütantin Helen Langehanenberg mit Damon Hill zu.
Das Weltcup-Finale in Leipzig ist eine Mini-WM unter dem Dach. Erstmals werden in vier Pferdesport-Disziplinen die Saisonbesten in der Halle ermittelt. Das habe „olympisches Flair“, meinte die fünfmalige Dressur-Olympiasiegerin Werth. Neben den Spring- und Dressurreitern suchen auch die - allerdings - nicht-olympischen Gespannfahrer und Voltigierer ihre Weltcup-Sieger. Die Voltigierer feiern sogar ihre Weltcup-Premiere.