Mit Leihpferd reitet Ahlmann zum Weltcup-Triumph
Leipzig (dpa) - Auf einem Leihpferd zum Weltcup-Sieg: Christian Ahlmann hat mit dem Hengst seiner Freundin die inoffizielle Hallen-Weltmeisterschaft gewonnen - und bedankte sich nach dem Triumph in Leipzig sofort mit einem Küsschen bei der Besitzerin von Taloubet.
Ansonsten fiel Ahlmanns Jubel eher verhalten aus. „Ich kann es noch gar nicht richtig glauben“, sagte der 36 Jahre alte Springreiter aus Marl. „Ich habe mich so geärgert über den Fehler in der ersten Runde.“ Nur durch die Patzer des führenden Marco Kutscher im Final-Durchgang konnte Ahlmann doch noch siegen.
„Das ist sehr, sehr schade für ihn“, sagte Ahlmann über das Missgeschick seines Freundes. „Aber ich bin trotzdem sehr glücklich.“ Fassungslos schaute Kutscher und rang nach Worten. Schließlich war der Sieg zum Greifen nahe. „So wie es gelaufen ist, bin ich natürlich enttäuscht.“ Sein Pferd Cash sei müde gewesen. „In der zweiten Runde war die Konzentration weg.“ Kutscher versuchte dennoch, nicht zu traurig zu sein: „Wenn einer vorher gesagt hätte, dass ich Vierter werde, das hätte ich auch nicht gedacht.“
Ahlmann setzte die Serie der deutschen Weltcup-Erfolge fort. Schon zum vierten Mal hintereinander holte sich ein deutscher Reiter den wichtigsten Hallen-Titel. Ahlmann siegte vor 9500 Zuschauern in der ausverkauften Messehalle mit seinem 11 Jahre alten Hengst vor Eric Lamaze (Kanada) mit Hickstead und Jeroen Dubbeldam (Niederlande) mit Simon. Für den Doppel-Europameister von 2003 ist es der größter Erfolg seit Ablauf seiner Doping-Sperre vor rund zwei Jahren.
Ahlmann glückte der Sieg mit dem Pferd seiner Freundin Judy-Ann Melchior, einer belgischen Spitzenreiterin. „Ich habe ihn vor zwei Jahren übernommen, weil es nicht so gut geklappt hat“, erläuterte er. „Es ist kein Mädchen-Pferd.“ Der talentierte Hengst zeigte sich auch bei Ahlmann lange eigensinnig, jetzt lobte der Reiter seinen vierbeinigen Partner: „Er ist im Parcours hitzig, aber sonst ein ruhiger Vertreter.“ Ob er den Hengst auch zukünftig reiten darf? „Ich hoffe schon“, sagte er grinsend.
Mit dem Erfolg hat er gewissermaßen seine Resozialisierung im Parcours nach der Doping-Affäre von Olympia 2008 abgeschlossen. „Ich kann es nicht mehr hören“, sagte Ahlmann, als er in Leipzig wieder einmal auf seinen Fall angesprochen wurde. Der Capsaicin-Fund bei Ahlmanns Cöster wurde mit einer achtmonatigen Sperre und einer zweijährigen Sperre für das Nationalteam bestraft.
„Bei sieben Startern kann man nicht erwarten, dass alles optimal läuft und alle sieben vorne landen“, sagte Bundestrainer Otto Becker mit Blick auf die anderen deutschen Teilnehmer. Philipp Weishaupt (Riesenbeck) landete mit Catoki auf Rang 15, Lars Nieberg (Homberg) mit Luis auf Platz 17. Titelverteidiger Marcus Ehning (Borken) und Ludger Beerbaum (Riesenbeck) gaben vor der letzten Runde auf und wurden 20. und 22. Meredith Michaels-Beerbaum war am Sonntag gar nicht mehr zur dritten und letzten Prüfung angetreten.