Neustart mit ungewissem Ausgang: Totilas kehrt zurück
Kapellen (dpa) - Die Spekulationen um das teuerste Dressur-Pferd der Welt haben vorerst ein Ende. Nach zwei Jahren Pause stellt sich der einst als Wunderhengst verklärte Totilas mit seinem Reiter Matthias Rath wieder bei einem Turnier vor - ein Experiment mit ungewissem Ausgang.
Am Mittwoch machte sich der 29-jährige Rath auf dem Weg ins belgische Kapellen, um am Donnerstag mit dem 14 Jahre alten Totilas fernab von großem Trubel im Grand Prix anzutreten. „Mein Ziel mit Toto ist es jetzt, aber erst einmal alles langsam angehen zu lassen und wieder eine gewisse Wettkampfroutine aufzubauen“, schrieb Rath auf seiner Webseite. Der Schauplatz des Comebacks ist bewusst gewählt: „Hier haben wir die Bedingungen eines internationalen Turniers, aber dennoch ein vergleichsweise ruhiges Umfeld.“
Seit dem Sommer 2012 trat das Duo nicht mehr gemeinsam an. Nach den deutschen Meisterschaften vor zwei Jahren erkrankte Rath an Pfeiffer'schen Drüsenfieber, verpasste das CHIO in Aachen und danach die Olympischen Spiele in London. Im März 2013 verletzte sich der Zuchthengst bei einem Deckeinsatz. Danach begannen die Spekulationen, nicht nur wann Totilas in den Sport zurückkehren würde, sondern ob überhaupt.
Seit November sei der Hengst wieder gesund, sagte Raths Vater und Ausbilder Klaus-Martin Rath der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Donnerstag-Ausgabe). Bewusst hätten sie sich mit der Genesung von Totilas Zeit gelassen. „Sie können den Tierarzt an die Grenzen des Machbaren gehen lassen, damit das Pferd schneller wieder fit wird. Oder Sie entscheiden, ihm neben der medizinischen Betreuung Ruhe zu geben“, meinte Rath senior. „Wir haben beschlossen, so, jetzt geben wir ihm Zeit, und wenn es zwei Jahre dauert, bis das Pferd sich so fühlt, wie es sich fühlen muss.“
Scheinbar fühlt sich Totilas wieder so, wie er sich fühlen soll. Dennoch werden Zweifel Matthias Rath und seinen Hengst begleiten. Aber das ist der Reiter gewohnt, seit ihm 2011 das Pferd zur Verfügung gestellt wurde. Nachdem Totilas mit seinem vorherigen niederländischen Reiter Edward Gal 2010 bei den Weltmeisterschaften drei Titel geholt hatte, kaufte ihn Paul Schockemöhle für geschätzte zehn Millionen Euro.
Dann kam Totilas zu Rath nach Kronberg im Taunus. Was folgte, war eine in der Geschichte des Pferdesports beispiellose PR-Kampagne, aber die erhofften großen sportlichen Erfolge blieben aus.
Ob es beim Neustart besser läuft, ist noch nicht absehbar. Zumindest sind die Verantwortlichen diesmal so klug, kein großes Bohei um das Comeback zu machen und die belgische Provinz für die Rückkehr auszusuchen. „Wir rechnen damit, dass wahnsinnig viel Unruhe sein wird. Matthias soll das erste Turnier wenigstens halbwegs so anfangen, dass er sich auf sich und das Pferd konzentrieren kann“, sagte Klaus-Martin Rath.
An die WM im August in der Normandie will Vater Rath noch nicht denken: „Erst einmal müssen wir sehen, wie er sich im Sport bewährt. Und dann entscheiden sowieso andere.“ Zumindest während der Verletzungspause bestand so gut wie kein Kontakt zu Bundestrainerin Monica Theodorescu.
Ein wenig nervös scheint Matthias Rath vor dem ersten Auftritt doch zu sein. Es wäre „gelogen zu sagen, dass dieses Turnier nicht etwas Besonderes ist“, gestand er.