Nieberg Dritter bei Sieg von Delaveau in Leipzig
Leipzig (dpa) - Die Laune des Bundestrainers war schon vor dem abschließenden Stechen schlecht. „Das ist ein Stück weit ernüchternd“, kommentierte Otto Becker das schwache Abschneiden der deutschen Springreiter beim Weltcup-Heimspiel in Leipzig.
„Wir hatten uns natürlich viel mehr erhofft.“ Den Sieg im Großen Preis feierte vor 8000 Zuschauern der Franzose Patrice Delaveau. Bester einheimischer Starter war Lars Nieberg, der mit Leonie auf Platz drei kam. Der zweimalige Mannschafts-Europameister aus Sendenhorst mied im Stechen das Risiko, ritt vorsichtig und benötigte 42,58 Sekunden. „Die Franzosen waren hier schon das ganze Wochenende in bestechender Form und auch heute sehr souverän“, sagte Nieberg. „Das war nicht einfach bei der Konkurrenz.“ Der 50-Jährige war daher „trotzdem super zufrieden“.
Delaveau war beim Turnier-Höhepunkt in 40,13 Sekunden deutlich flotter unterwegs und erhielt für seinen Sieg ein Viertel der Siegprämie von 150 000 Euro. Auf Platz zwei folgte in Europameister Roger Yves Bost mit Myrtille Paulois (40,78) ein weiterer Franzose. Vierter wurde Markus Renzel aus Oer-Erkenschwick mit Cassydy (43,15).
In der Gesamtwertung führt nach sieben von zehn Stationen der Westeuropa-Liga weiterhin der Brite Scott Brash mit 52 Punkten. Nieberg schob sich mit 32 Punkten auf Rang zehn. Bester Deutscher bleibt Marcus Ehing aus Borken (36) auf Platz acht.
Von den Reitern des A-Kaders erreichte allein Carsten-Otto Nagel die entscheidende Runde des Turnier-Höhepunktes. Der Mannschafts-Weltmeister aus Norderstedt kam mit Holiday nach einem Abwurf im Stechen auf Rang neun.
„Ich hätte gerne den Titel verteidigt“, sagte Christian Ahlmann, der zuletzt dreimal in Serie in Leipzig gewonnen hatte. „So fahre ich enttäuscht nach Hause“, gab der Reiter aus Marl zu, der mit Aragon auf Platz 20 kam: „Die Form war das ganze Turnier nicht gut genug.“
Noch weiter hinten landeten Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mit Zidane und Marcus Ehning (Borken) mit Sabrina, die jeweils zwei Abwürfe kassierten. „Die Bilanz ist bescheiden“, kommentierte Ehning: „Am Anfang war die Runde gut, aber die letzte Bahn habe ich schlecht erwischt.“
Marco Kutscher gab sogar auf. Der ehemalige Doppel-Europameister war mit großen Hoffnungen nach Leipzig gereist, blieb aber mit dem schwierigen Cornet's Cristallo weit hinter den eigenen Erwartungen. „Wenn er gut drauf ist, dann springt er das locker“, sagte der Profi aus Riesenbeck über seinen launischen Wallach.
Die wichtigsten Springen vor dem Großen Preis hatten ebenfalls französische Reiter gewonnen. Pénélope Leprevost siegte im Championat von Leipzig und erhielt als Gewinnprämie ebenso ein Auto wie ihr Freund Kevin Staut, der die Weltcup-Qualifikation für sich entschieden hatte.
Als bester deutscher Starter kam im Championat Jan Wernke mit Forry Deluxe (34,83) auf den dritten Platz. Der 24 Jahre alte Nachwuchsmann aus Holdorf sagte: „Dass ich hier Dritter werden konnte, ist eine Supersache für mich. Da fährt man mit einem Super-Gefühl nach Hause.“ Wernke gehörte zu den jungen deutschen Reitern, die der Bundestrainer lobte. „Die Jungen haben vielversprechende Leistungen gezeigt, von den Etablierten hatten wir uns mehr versprochen“, sagte Becker.