EM in Göteborg Nur der Champagner fehlt: Dressur-Reiter feiern ihren Titel

Göteborg (dpa) - Bei der Gold-Feier fehlten am Anfang nur die passenden Getränke. „Das ist die späteste und trockenste Pressekonferenz meiner Karriere“, klagte Isabell Werth eine Stunde vor Mitternacht über den fehlenden Champagner.

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Für das gesamte deutsche EM-Team und seine Helfer gab es vom Veranstalter nur eine kleine Flasche. „Ich hatte auf eine große gehofft“, sagte die Dressurreiterin vergnügt - ehe erst im Stall und dann an der Hotelbar angestoßen wurde.

Werth feiert gerne, und sie hat noch nicht genug. Nach dem Sieg mit dem deutschen Team in Göteborg kündigte die 48-Jährige den Kampf um weiteres Edelmetall an. „Ich hoffe, es geht jetzt so weiter“, sagte die Reiterin aus Rheinberg. „Das Schwierigste ist es, diese Form zu halten.“ Zwei weitere Chancen auf Einzel-Gold gibt es für sie noch. Am Freitag folgt der Grand Prix Special und am Samstag die Kür.

Der Sieg mit dem Team ist bereits das 15. EM-Gold in ihrer eindrucksvollen Medaillen-Kollektion. Begonnen hat Werth diese Sammlung bereits 1989 in Mondorf mit dem Sieg im Team. Daheim in Rheinberg liegen aber auch noch sechs Goldmedaillen von Olympischen Spielen und sieben von Weltmeisterschaften. Sie ist damit die mit Abstand erfolgreichste Reiterin.

Mit dem Team gewann Werth in Göteborg in seltener Überlegenheit. Mit 237,072 Prozent lag das deutsche Quartett überlegen vor Dänemark (224,643) und Schweden (221,143). „Das ist viel besser als erwartet“, kommentierte Bundestrainerin Monica Theodorescu.

Überlegen gewann Werth auch die Einzelwertung. Sie erhielt für den Grand-Prix-Ritt auf Weihegold mit 83,743 Prozent das mit Abstand beste Einzelergebnis. Teamkollege Sönke Rothenberger folgte mit 78,343 Zählern.

Zu den Medaillen-Kandidaten im Einzel zählt auch Cathrine Dufour mit Cassidy (78,300). Aber eine Chance auf Gold rechnet sich die drittplatzierte Dänin nicht aus. „Die Maschine ist nicht zu schlagen“, sagte Dufour voller Anerkennung.

Zu den Konkurrenten von Werth gehört auch Sönke Rothenberger. Der Bad Homburger zeigte im Grand Prix das zweitbeste Einzelergebnis des deutschen Quartetts und reitet mit Cosmo ein hochtalentiertes Pferd. „Natürlich will ich gewinnen, aber so einfach ist das nicht“, sagte Rothenberger.

Wie groß der Respekt vor Werth ist, machte Rothenberger am Abend des Mannschafts-Sieges deutlich. „Ich habe sie, als meine Eltern noch ritten, als kleines Kind gesehen, wie sie immer gewann“, berichtete der 22-Jährige mit der Gold-Medaille um den Hals: „Und jetzt sitze ich hier neben ihr.“