Rätsel um Wunderpferd Totilas: Spott und Skepsis
Mühlen (dpa) - Totilas gibt Rätsel auf. Ist das teuerste Dressurpferd der Welt noch nicht richtig fit? Ist der neue Reiter Matthias Rath mit dem schwarzen Hengst überfordert? Die Szene spekuliert und spottet.
Die Absage des geplanten Debüts, das an diesem Wochenende in Hagen bei Osnabrück geplant war, hat die Spannung und die Skepsis erhöht. Und zugleich den Druck für die Reiter-Pferd-Kombination, die als Traumpaar vermarktet werden soll.
„Das passt wunderbar“, versicherte Paul Schockemöhle über das Duo. Er hatte den als Wunderpferd geltenden Hengst im vergangenen Oktober für rund zehn Millionen Euro gekauft. Der Pferdehändler betont: „Matthias ist ganz cool.“ Die Absage des Starts in Hagen, die mit einem Hufgeschwür und der dadurch notwendigen medikamentösen Behandlung begründet wurde, verteidigte Schockemöhle: „Wir wollen kein Risiko eingehen.“
Die Zeit wird allerdings knapp. „Das Ziel ist nach wie vor die Europameisterschaft“, erklärte Schockemöhle. Dazu sind Starts bei den deutschen Meisterschaften Mitte Juni in Balve und beim CHIO in Aachen Mitte Juli notwendig - zuvor aber auch noch Auftritte bei zwei internationalen Turnieren. München und Wiesbaden sollen es nach dem derzeitigen Stand der Dinge sein.
In der Dressur-Szene wird bereits getuschelt und spekuliert. Das Debüt sei verschoben worden, weil Rath mit Totilas nicht zurechtkomme, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Öffentlich sagen mag das so deutlich allerdings keiner. Bisher gab es nur einen kleinen Show-Auftritt im Februar in Vechta vor rund 2000 Zuschauern.
„Totilas soll mal so langsam an die Sonne kommen“, hatte die zweimalige Mannschafts-Olympiasiegerin Ulla Salzgeber am Wochenende beim Weltcup-Finale in Leipzig gefordert. „Es wäre schön, wenn jetzt mal etwas über ihn geschrieben würde, was man auch sehen kann.“
Isabell Werth gab zu: „Mich amüsiert das eher.“ Die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt hatte es abgelehnt, das Pferd zu reiten, und sagte nun: „Das ist ein selbst gemachtes Schicksal aller Beteiligten.“
Der Wirbel um Totilas sei „marketingtechnisch wohl gewollt“, meinte Werth. Betreut wird die Familie Rath, die mit Schockemöhle inzwischen eine Besitzergemeinschaft bildet, von der Agentur vom Michael Mronz. Der arbeitet vor allem für die CHIO-Veranstalter in Aachen und will nun auch an der Totilas-Vermarktung verdienen. Bisher dürfte das ein ordentliches Zuschuss-Geschäft gewesen sein.
Der Totilas-Effekt droht umzuschlagen. Das Turnier in Hagen konnte zunächst mit dem spektakulären Pferd werben und freute sich auf die prima PR. Nun aber hat die ARD die geplante Fernsehübertragung vom Turnier kurzfristig abgesagt, weil Totilas und der 26-Jährige aus Kronberg nicht starten.
Die Erwartungshaltung, so viel ist sicher, ist durch die verschobene Premiere nicht geringer geworden. Nur erste Plätze helfen Rath, egal wann und wo das Debüt stattfindet. Edward Gal, der mit Totilas im vergangenen Jahr bei der WM alle drei möglichen Goldmedaillen gewann, ist ohnehin skeptisch. „Es wird schwierig für Matthias“, sagte der Niederländer: „Läuft es gut, ist es das Pferd. Läuft es nicht gut, liegt es am Reiter.“