Rath sein Dressurpferd Totilas sind schon in WM-Form
Perl-Borg (dpa) - Auch ein Millionen-Pferd kann einmal aus dem Tritt kommen. Doch Dressurreiter Matthias Rath nahm die Fehler seines Hengstes Totilas zum Abschluss eines für ihn beinahe perfekten Wochenendes in der saarländischen Provinz gelassen.
„So etwas passiert einfach. Er hat sich glücklicherweise nicht verletzt“, sagte der 29-Jährige nach seinem Sieg im Grand Prix Special beim Turnier in Perl-Borg. „Fehler können passieren und lieber hier als woanders.“
Ein Patzer bei den Galoppwechseln, ein Stolperer bei einer Pirouette - abgehakt. Den glänzenden Gesamteindruck konnte das nicht trüben: Rath und der 14 Jahre alte Totilas sind nach zweijährigem Leidensweg mit der Krankheit des Reiters und der Verletzung des Pferdes spätestens mit ihren beiden eindrucksvollen Auftritten bei der ersten von zwei WM-Sichtungen in Perl-Borg wieder oben angekommen. „Konkurrenz belebt das Geschäft. Wir motivieren uns gegenseitig zu Höchstleistungen“, sagte die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth über den neuen, alten Rivalen.
Was Rath und sein einst zum Wunderpferd verklärter Hengst in der saarländischen Provinz zeigten, war eine Steigerung zu den vorangegangenen Vorstellungen seit seinem Comeback im Mai im belgischen Kapellen und in Wiesbaden. Im Grand Prix wurden sie mit 85,180 Prozentpunkten so hoch gewertet wie noch nie, und auch im Special waren sie auf Kurs zu einem persönlichen Rekord.
Durch die Nachlässigkeiten fiel der Sieg mit 82,196 Prozentpunkten nicht ganz so deutlich aus. Dennoch: Das Duo wirkte noch harmonischer, Totilas noch geschmeidiger als zuvor. Rath und sein vierbeiniger Partner zeigten Dressur wie aus dem Lehrbuch. Nur Bundestrainerin Monica Theodorescu blieb wie immer betont sachlich. „Es war das dritte Turnier der beiden. Sie waren gut, hatten aber einige Fehler. Man muss abwarten“, riet sie.
Immerhin sind durch die Rückkehr von Rath und Totilas die Perspektiven der deutschen Dressurreiter im Hinblick auf die WM so gut wie seit langem nicht mehr. Weder die Olympiasieger aus Großbritannien noch die Dauerrivalen aus den Niederlanden haben derzeit vier Paare, die konstant die Weltklasse-Marke von über 80 Prozentpunkten übertreffen. „Das ist schon außergewöhnlich“, weiß die Bundestrainerin um ihre Wohlfühl-Situation.
Zu dem Quartett zählt auch Isabell Werth mit ihrer zehn Jahre alten Stute Bella Rose. Die Kombination belegte in den beiden Sichtungs-Prüfungen in Perl-Borg hinter Rath jeweils Platz zwei. Erstmals sammelte Werth mit Bella Rose sowohl im Grand Prix als auch im Grand Prix Special jeweils über 80 Prozentpunkte - und war zufrieden: „Ich hatte gehofft, dass sie sich so entwickelt.“
Für die zweite WM-Sichtung beim CHIO in Aachen zählt sie ebenso zum Team wie Rath und Totilas. Dazu kommen noch Kristina Sprehe (Dinklage) mit Desperados und Helen Langehanenberg (Billerbeck) mit Damon Hill, die in Perl-Borg noch fehlte.Es wäre keine Überraschung, wenn die selben Reiter mit ihren Pferden auch bei den Weltreiterspielen Ende August in der Normandie dabei wären. Doch Bundestrainerin Theodorescu winkt ab.„Das ist noch zu früh, wir haben erst Halbzeit bei den Sichtungen.“