Umjubeltes Comeback von Totilas mit Doppel-Sieg gekrönt
Aachen (dpa) - Matthias Rath riss beide Fäuste gleichzeitig hoch - so groß war die psychische Befreiung nach dem triumphalen CHIO-Comeback mit Totilas.
Freudestrahlend ritt der Dressurreiter aus dem Aachener Viereck, befreit von der Last der eigenen Erwartungen und gefeiert von 6300 begeisterten Zuschauern. „Die Erleichterung ist schon riesig nach so vielen Jahren“, sagte der schwitzende Reiter, der mit der deutschen Mannschaft mit einem Rekordergebnis den Nationenpreis und zudem die Einzelwertung gewann. „Das ist einfach unglaublich für mich“, schwärmte der 29-Jährige. Von einem solchen Tag habe ich nicht einmal zu träumen gewagt.“
Weniger erfreulich lief es für die Springreiter. Nach einem Sturz von Debütantin Katrin Eckermann verpasste das Team erneut den Sieg im Nationenpreis. Die Equipe um Ludger Beerbaum kam nur auf Platz vier. Den bisher letzten Erfolg feierten die Gastgeber 2008. Sieger der seit 1929 ausgetragenen Prüfung wurde die Mannschaft aus Belgien. Neben Beerbaum mit Chiara und Eckermann mit Firth of Lone gehörten Marcus Ehning mit Plot Blue und Daniel Deußer mit Cornet d'Amour zur deutschen Equipe.
„So geht es ihr ganz gut, sie ist mit dem Schrecken davon gekommen“, sagte Teamkamerad Marcus Ehning im WDR über den Sturz der jungen Kollegin Eckermann. „Sie hat Glück gehabt.“ Die Erklärung war auch für den erfahrenen Profi schwierig: „Der ist einfach gestolpert bei der Landung, das kann immer passieren.“ Auch das Pferd bleib gesund. „Alls gut, nur kleine Kratzer“, sagte Tierarzt Jan-Hein Swagemakers.
In der Pause des Springreiter-Nationenpreises wurde Rath für seine zwei Siege geehrt. „Der Druck ist automatisch größer, wenn man in Aachen reitet“, erklärte Rath, der nach einer zweijährigen Aus- und Leidenszeit erst seinen siebten Ritt mit dem teuersten Dressurpferd der Welt absolvierte. Dass er nach dreijähriger CHIO-Pause im Team und im Einzel gewann, war nicht zu erwarten.
„Das war noch nicht 100 Prozent, aber immer 100 Prozent geht nicht“, sagte der Reiter aus Kronberg, der das letzte Risiko noch scheute und trotzdem einen Doppel-Sieg feierte. „Das ist schließlich das erste Mal gegen die ganz große Konkurrenz.“ 82,300 Prozentpunkte von den Wertungsrichtern „ist schon nicht so schlecht“, befand Rath. Das Team Deutschland erreichte den neuen Bestwert von 243,100 Prozentpunkten vor den Niederlanden (223,380) und Spanien (220,600).
„Super, das war klasse“, sagte Helen Langehanenberg zum Totilas-Auftritt. Nicht ganz so stark war ihr eigener Auftritt mit Damon Hill (81,220). Die Reiterin aus Billerbeck hatte mit dem Hengst Probleme auf der letzten Linie und vergab so den Einzelsieg. „An der Zielgeraden arbeiten wir bis Samstag aber noch“, kündigte sie für den Grand Prix Special an. Einen Einbruch erlebte die britische Olympiasiegerin Charlotte Dujardin, die mit Valegro (76,900) das erste Mal seit zwei Jahren geschlagen wurde und nur auf Rang sechs kam.
„Es war richtig, dass er nicht alles riskiert hat“, kommentierte Paul Schockemöhle, der Totilas im Herbst 2010 für geschätzte zehn Millionen Euro gekauft und Rath als Reiter ausgesucht hatte. „Er ist immer besser und stärker geworden“, sagte der Pferdehändler zum siebten Ritt nach der langen Pause: „Für mich ist er heute relativ fehlerfrei geritten.“