Vielseitigkeits-EM: Deutsche Dressur-Dominanz
Luhmühlen (dpa) - Mit einem Rekordergebnis in der Dressur haben die deutschen Vielseitigkeits-Reiter bei der Heim-EM in Luhmühlen die Konkurrenz geschockt.
Die überragende Team-Olympiasiegerin Ingrid Klimke mit Abraxxas und Weltmeister Michael Jung aus Horb mit Sam bauten am Freitag die Führung aus und entschieden die erste Runde im Duell mit dem Dauerrivalen und Titelverteidiger Großbritannien für sich. Am Vortag hatten Andreas Dibowski mit Fantasia und Sandra Auffarth mit Opgun Louvo bereits die Gastgeber in Front gebracht.
Mit bislang noch nie erreichten 98,7 Strafpunkten starten die Deutschen am Samstag ins Gelände. Am Sonntag fällt die Entscheidung beim Springen. Die Briten folgen mit 121,9 Punkten, Italien (128,3) ist Dritter. Wie groß die Dominanz des deutschen Teams in der Dressur war, zeigte die Einzelwertung: Ingrid Klimke aus Münster übernahm mit 30,0 Strafpunkten die Führung vor Jung(33,3).
Sandra Auffarth (35,4) teilte sich den vierten Platz mit der Britin Laura Collett mit Rayef. Vor ihnen platzierte sich noch Team-Olympiasieger und Einzel-Starter Frank Ostholt (Warendorf) mit Little Paint (34,0).
„Das ist ein Traumauftakt“, sagte Bundestrainer Hans Melzer. Doch er weiß, dass es bis zum ersten Mannschafts-Titel einer deutschen Equipe bei einem Europa-Championat seit 38 Jahren und dem ersten Einzel-Gold seit 14 Jahren noch ein weiter Weg ist. „Morgen ist ein neuer Tag“, meinte der 60-Jährige. Als Mahnung dient die EM 2009: In Fontainebleau erlebte Deutschland ein Debakel, als nur Jung durch das Gelände kam.
Klar ist aber auch: So gut war die Ausgangsposition für die Deutschen selten. Erstmals wurde in der Dressur die „Schallgrenze“ (Melzer) von 100 Strafpunkten durchbrochen. „Unser Vorteil ist, dass wir im Gelände nicht auf die Fehler der anderen hoffen müssen“, analysierte Melzer. „Wir können reagieren und müssen nicht agieren.“
Für den Höhepunkt des Tages hatte Ingrid Klimke gesorgt. Die 43-Jährige aus Münster war mit Abraxxas klar die Beste der 70 Reiter. „Ich wusste, dass es heute so gut klappt“, sagte Klimke. Noch im April hatte sie sich bei einem Sturz mit dem Wallach in Badminton am Bein verletzt. Doch sie kämpfte sich zurück.
Nach ihrem starken Auftritt im Dressur-Viereck freute sich Klimke auf den Geländeritt. „Das ist ein interessanter und spannender Kurs“, sagte die Tochter von Reiter-Legende Reiner Klimke. Vor den Reitern liegen ca. 5800 Meter mit 29 Hindernissen und 40 Sprüngen. „Absolut Championats-tauglich“, stellte Melzer fest.