Vielseitigkeitsreiterin Hoy verpasst Olympia
Luhmühlen (dpa) - Bettina Hoy versuchte tapfer zu lächeln. Doch ihrer Stimme war die Traurigkeit anzuhören. Erneut ist ihr Olympia-Traum geplatzt, wie vor vier Jahren ist ihr bestes Pferd verletzt.
„Das ist sehr schade, aber ich will kein Risiko eingehen“, sagte Hoy bei der Olympia-Qualifikation in Luhmühlen über den erneuten Rückschlag. Deutschlands prominenteste Vielseitigkeitsreiterin, die 2004 als „Olympiasiegerin der Herzen“ zwei Goldmedaillen nach einem Gerichtsurteil verloren hatte, bleibt weiterhin vom Pech verfolgt.
„Irgendwie geht bei mir wohl nichts ohne Drama“, hatte Bettina Hoy vor vier Jahren mit einer Mischung aus Fatalismus und Selbstironie gesagt. Damals war sie bereits für die Olympischen Spiele qualifiziert, als sich Ringwood Cockatoo in Aachen verletzte. Das deutsche Team gewann später ohne sie Gold.
Dieses Mal ist es eine Knochenhautprellung, die einen Start ihres derzeitigen Top-Pferdes Lanfranco beim Turnier in Luhmühlen unmöglich machte. „Keine Veranstaltung ist es wert, es zu riskieren, auch nicht Olympia“, sagte Hoy. Die 49-Jährige aus Rheine versuchte sich selbst ein wenig zu trösten: „Dieses Mal standen wir ja weiter hinten auf der Liste, die Qualifikationschance war ja eh nicht so groß. Wir hätten hier schon ganz vorne landen müssen, um es noch zu schaffen.“
„Das ist natürlich Pech“, kommentierte Bundestrainer Hans Melzer. „Erst ist das Turnier in Badminton abgesagt worden, das sie als Qualifikation reiten wollte - und jetzt das.“ Die Europameisterin von 1997 hat nun keine Chance mehr, die Olympia-Tauglichkeit des zwölfjährigen Lanfranco nachzuweisen. Der achtjährige Designer, mit dem Hoy nun bei den deutschen Meisterschaften in Luhmühlen reitet, „ist sehr talentiert, aber noch zu jung für Olympia“.
Gerade für Hoy wäre ein Start in London etwas ganz Besonderes gewesen. Denn die Mannschafts-Weltmeisterin von 2006 verfolgt ein Olympia-Trauma. Seit acht Jahren wartet sie auf die Revanche für Athen, wo sie zweimal Gold gewonnen und dann wieder verloren hatte. Nach einem umstrittenen Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes CAS musste sie die Medaillen wegen eines Fehlers beim Einreiten wieder abgeben.
Für das deutsche Team ist es nicht der erste Ausfall auf dem Weg nach London. Bereits im März hatte Doppel-Olympiasieger Hinrich Romeike die Olympia-Qualifikation abgesagt, weil sein Gold-Pferd Marius nach langer Verletzungspause nicht wieder in Form kam. Zuletzt fiel Fantasia von Mannschafts-Olympiasieger Andreas Dibowski (Döhle) aus.
Der Bundestrainer kann den Ausfall nur deshalb verschmerzen, weil er „noch genügend starke Paare“ hat. Welt- und Europameister Michael Jung (Horb) mit Sam und die EM-Zweite Sandra Auffarth (Ganderkesee) mit Opgun Louvo haben ihre London-Tickets sicher. Für die drei weiteren Olympia-Fahrkarten hat Melzer rund zehn Paare zur Auswahl.