Deutsche Segler feiern drei Siege bei Kieler Woche
Kiel (dpa) - Beim gelungenen Kieler-Woche-Heimspiel auf der Förde hat die deutsche Segel-Nationalmannschaft reichlich Grund zum Feiern gehabt. Mit drei Siegen erkämpfte sich die heimische Flotte bei der weltgrößten Regatta in der Nationenwertung Platz zwei hinter Großbritannien und vor Österreich.
Der Allgäuer Philipp Buhl verteidigte seinen Titel am Mittwoch bei ungemütlichen Bedingungen in der Laserklasse. Im finalen Medaillenrennen ersegelte der Sonthofener Sportsoldat einen souveränen Start-Ziel-Sieg, spielte seine Starkwind-Vorteile konsequent aus und verwies Doppel-Olympiasieger Robert Scheidt aus Brasilien auf Platz zwei.
„Robert besiegt zu haben, fühlt sich auf diese Weise gar nicht so gut an. Er hat die Serie dominiert, war über zwölf Rennen der Bessere von uns beiden. Ich habe ihn nur in der letzten Wettfahrt geschlagen“, sagte der 23 Jahre alte Buhl, der das neue Regattaformat als „krass mit hohem Glücksfaktor“ kritisierte. Scheidt gab sich trotz der Niederlage sportlich: „Philipp ist extrem talentiert, sehr fit und gut in stärkeren Winden. Er gehört der jungen Generation an, die das Spiel im Laser auf einen neuen Level angehoben hat.“
Ihren ersten Kieler-Woche-Titel gewannen Tina Lutz aus Bergen und Susann Beucke aus Strande. Das bayerisch-norddeutsche Duo meisterte den stürmischen Kenterkrimi in der neuen olympischen Frauendisziplin 49er FX am besten und profitierte in drei spektakulären kurzen Medaillenrennen von seiner defensiven Taktik, während die Konkurrentinnen reihenweise durch die Luft flogen und kenterten. Paralympics-Sieger Heiko Kröger hatte die deutsche Siegesserie mit seinem sechsten Titelgewinn in der Klasse 2.4mR eingeläutet. Er gewann mit zwölf von 14 möglichen Rennsiegen den Roosevelt Pokal für das beste olympische Team.
Peter Ramcke zog in seinem ersten Jahr als Organisationschef eine positive Halbzeit-Bilanz: „Die vielen tollen Bilder sprechen für sich. Wir hatten Glück mit dem Wetter, konnten das Programm nach Plan absolvieren.“ Zum Formatstreit sagte Ramcke: „Der Konflikt zwischen dem Bestreben, den Zuschauern spannenden Sport bis zuletzt und den Seglern fairen Sport zu bieten, ist noch nicht aufgelöst. Die Diskussion wird weitergehen.“
Weniger Glück hatten die 49er-Segler Erik Heil und Thomas Plößel aus Berlin, die den möglichen Sieg mit einem selbst verschuldeten Crash mit ihren Teamkameraden Justus Schmidt und Max Böhme verschenkten und mit Platz zwei zufrieden sein mussten. „Unsere neue junge Generation segelt auf gutem Kurs. In vielen Disziplinen zahlt sich die intensive Arbeit der Trainer und Athleten schon aus“, sagte Nadine Stegenwalner, Sportdirektorin des Deutschen Segler-Verbandes.
Die 119. Kieler Woche wird ab Donnerstag mit den Wettfahrten der großen Yachten auf den Seebahnen fortgesetzt. Buhl startet mit Adalbert Netzer im Flying Dutchman und peilt den Doppel-Sieg an.