Segel-Spektakel Neuseeland feiert dritten America's-Cup-Triumph

Hamilton (dpa) - Neuseelands Premierminister Bill English hielt es um fünf Uhr morgens vor dem heimischen Fernseher kaum noch aus. In Jogging-Anzug und den typischen roten Glückssocken der Kiwis verfolgte er den Sieg seiner Landsleute über die USA beim Finale um den America's Cup vor Bermuda.

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Zum dritten Mal in der Geschichte des traditionsreichsten Segelrennens der Welt holte sich das Team Neuseeland die begehrte Silberkanne. „Wir sind so stolz auf Euch!“, twitterte der Premier glücklich.

Die Party im Bermuda-Camp der Mannschaft, die ihrem Premier nach Zeitzonen 15 Stunden hinterherhinkte, dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Mit Bier, Gesängen und neuseeländischen Hits feierte das Team den Triumph über die Cup-Supermacht USA. Zuvor hatten Steuermann Peter „Pistol-Pete“ Burling und Skipper Glenn Ashby die Silberkanne in den Himmel über Hamilton gereckt. Das taten sie gemeinsam, schließlich wiegt das Prunkstück 17,7 Kilogramm.

In der Heimat versetzte das Top-Ereignis Hunderttausende Menschen in einen nationalen Freudentaumel. Der Cup hat in Neuseeland einen so hohen Stellenwert wie in Deutschland der WM-Pokal im Fußball. Um vier Uhr morgens waren die Straßen in der Millionenstadt Auckland verstopft, weil die Menschen in die Büros hasteten, um dort die TV-Übertragung gemeinsam zu verfolgen und zu feiern.

14 Jahre haben die Kiwis für ihr Comeback gebraucht. 2003 war aus der legendären „Black Magic“-Kampagne „Black Tragic“ geworden. Neuseelands Segelportfans trugen ihre Lieblingsfarbe Schwarz lange wie einen Trauerflor. Besonders bitter wurde es 2013: Unvergessen ist die traumatische Niederlage gegen die USA. Damals führten die Kiwis bereits mit 8:1, verloren aber noch mit 8:9.

Nun ist Zeit der Frustration vorbei, das Trauma besiegt. Die Revanche gegen das Oracle Team USA von Milliardär Larry Ellison ist mit 7:1 fulminant gelungen. „Das größte Software-Unternehmen der Welt ist gerade von der kleinen alten Software Neuseelands besiegt worden“, frohlockte Teamchef Grant Dalton nach dem letzten Rennen. Seine Mannschaft hatte das amerikanische Team um Steuermann Jimmy „Spitfire“ Spithill gerade mit 55 Sekunden Vorsprung im Ziel deklassiert. Spithill musste neidlos anerkennen: „So bitter es für mich ist, den Cup zu verlieren: Sie haben ihre Dämonen besiegt und besser gesegelt.“

Der America's Cup kehrt nun zurück in den Sicherheitsraum unter dem Dach der Royal New Zealand Yacht Squadron in der Westhaven Marina in Auckland. Gelungen ist die Mission mit 49er-Olympiasieger Burling am Steuer, dem erfahrenen Skipper Glenn Ashby, Radfahrern statt Grindern, der überlegenen „Roten Rakete“ namens „Aotearoa“ und innovativer Technik. Burling ist der jüngste Steuermann, der je den America's Cup gewann. „Ich bin als Kind mit den ersten Cup-Siegen Neuseelands groß geworden. Ich habe auch erlebt, wie der Cup vor 14 Jahren verloren wurde“, sagte der 26-Jährige und beteuerte, sich an den Triumph jetzt den Rest seines Lebens zu erinnern.

Mit dem Sieg ist im America's Cup ist auch das Recht zur Ausrichtung der nächsten Auflage verbunden. Dafür haben sich die Neuseeländer die italienische Luna Rossa Challenge von Prada-Patriarch Patrizio Bertelli als Verhandlungspartner für die künftigen Herausforderer gewählt. Doch zunächst wird gefeiert: Das Team wird am 5. Juli in Auckland zurückerwartet. Dann steht die nächste Party an.