Rekord-Jagd Seitz auf Titeljagd: Rekordsieg im Mehrkampf beim Turnfest
Berlin (dpa) - Nach dem emotional so begeisternden Tag fühlte sich die neue Rekordmeisterin einfach zu müde zum Feiern. „Ich war ziemlich kaputt, bin einfach ins Bett gefallen und schnell eingeschlafen“, berichtete Elisabeth Seitz am Montagmorgen, nachdem alle Anspannung von ihr abgefallen war.
Wie in einem Film hatte sie sich tags zuvor gefühlt. „Es ist unfassbar“, sagte die Olympia-Vierte nach ihrem Titelrekord im Mehrkampf beim Internationalen Deutschen Turnfest in Berlin. Zum sechsten Mal hatte sie den Vierkampf bei deutschen Meisterschaften gewonnen und damit Historisches geschafft: Noch nie zuvor war dies einer deutschen Turnerin in Ost oder West gelungen.
„Nach meiner dritten Fuß-Operation in diesem Jahr wollte ich dieses Jahr gar nicht am Boden und am Sprung starten. Doch als ich am Abend vor dem Wettkampf in die Halle kam, habe ich entschieden, im Mehrkampf zu starten“, sagte Seitz. „Hier, wo ich 2010 schon viermal Meisterin war und ein Jahr später Vize-Europameisterin wurde. Und nun bin ich Rekordmeisterin. Einfach ein Traum!“ Flüsternd fügte sie nach ihren 54,00 Punkten hinzu: „Ich muss mich jetzt mal selbst loben: Ich habe das gut gemeistert.“
Seitz wusste nach ihrem Erfolg vor fast 7000 Fans gar nicht, wie sie ihre Freude zeigen sollte. „Das Geschrei, dieser Jubel - am liebsten wäre ich gar nicht mehr von der Bodenfläche gegangen. Einfach gigantisch, diese Stimmung hier beim Turnfest“, kommentierte sie. Dabei kennt gerade sie diese Atmosphäre am besten: Vor vier Jahren bei ihrem Heimspiel in Mannheim war sie spätestens nach ihrem Mehrkampf-Gold das Gesicht des damaligen Turner-Treffens.
Nach dem Gewinn ihres nunmehr 17. nationalen Titels zog sie in Berlin mit der Leipzigerin Charlotte Scholz gleich und liegt nun in der Meister-Rangliste auf Rang drei. Am Mittwoch setzt sie ihre Jagd fort: Drei Titel fehlen ihr noch zur Rekord-Ausbeute der Ostberliner Doppel-Olympiasiegerin Karin Büttner-Janz, die bis Anfang der 1970er-Jahre 20 nationale Titel in der DDR gewann und vor Ingrid Föst (18) noch immer die gesamtdeutsche Meister-Rangliste anführt.
Als EM-Dritte ist Seitz klare Favoritin auf den Titel am Stufenbarren, den sie in der Vergangenheit schon fünfmal gewinnen konnte, ferner wird sie im Medaillenkampf am Schwebalken und am Boden mitmischen. Doch Kim Bui, die mit 53,45 Punkten hinter der Chemnitzerin Pauline Schäfer (53,90) Mehrkampf-Dritte wurde, kündigte ihr einen Kampf an. „Natürlich bin ich heiß auf den Barren-Titel. Schließlich ist niemand unfehlbar.“ Am Sonntag im Rahmen des Mehrkampfs entschied Seitz das Duell an ihrem Spezialgerät mit dem Tages-Bestwert von 14,50 gegen die EM-Fünfte Bui (14,20) für sich.