Spruchkammer setzt ein Zeichen: Ex-Türkspor-Spieler lebenslang gesperrt

Krefeld. Die Spruchkammer des Fußballkreises Kempen-Krefeld hat am Donnerstagabend ein deutliches Zeichen zum Schutz der Schiedsrichter gesetzt und den Spieler Zafer Kandemir vom TSV Anadolu-Türkspor nach einem tätlichen Angriff auf einen Unparteiischen lebenslang gesperrt.

"Das ist für unseren Kreis ein bisher einmaligs Urteil. Solche Spieler haben im Sport nichts zu suchen", sagte der Spruchkammervorsitzende Reiner Hohn (TSV Bockum) am Freitag auf Anfrage der Westdeutschen Zeitung. Die Spruchkammer habe die Möglichkeit gehabt, den Spieler bis zu drei Jahre oder eben auf Dauer zu sperren. Letztlich wäre eine kürzere Strafe aus Sicht der Spruchkammer aber nicht angemessen gewesen. "Weil Übergriffe auf Schiedsrichter langsam Überhand nehmen, wollten wir ein Zeichen setzen, um die Schiedsrichter zu schützen", so Hohn. Frühestens nach Ablauf von drei Jahren kann der Spieler ein Gnadengesuch einreichen und auf eine Aufhebnung der Sperre hoffen.

Was war passiert: Bei den Hallenfußball-Stadtmeisterschaften in Krefeld trafen im Januar in der Vorrunde Spielsport Krefeld und Anadolu-Türkspor aufeinander. Kurz vor Ende der Begegnung eskalierte das Geschehen auf dem Parkett als Anadolu-Spieler Zafer Kandemir den Schiedsrichter nach einer vermeintlichen Fehlentscheidung beleidigte und dafür die Rote Karte sah. Daraufhin rastete der Spieler aus und attackierte den Schiedsrichter - er sprang ihm in den Rücken. Der Spiel wurde daraufhin abgebrochen. Und im Februar zog der TSV Anadolu-Türspor bereits vor der Spruchkammersitzung vereinsinterne Konsequenzen und meldete seine 1. Mannschaft unter dem Eindruck der Ereignisse bei den Hallenstadtmeisterschaften aus der Kreisliga A ab, um in der kommenden Saison in der Kreisliga B einen Neuanfang zu machen. Kandemir war aber am Donnerstag nicht das einzige Anadolu-Mitglied, das sich wegen seines unsportlichen Verhaltens vor der Spruchkammer verteidigen musste. Der Spieler Ferhat Bulat wurde zudem wegen Bedrohung des Schiedsrichters für sechs Wochen gesperrt, und den Trainern Murat Akova und Erdal Yilmaz wurde wegen Schiedsrichter-Beleidigung jeweils eine Geldstrafe von 150 Euro aufgebrummt.

Die Strafe für Kandemir liegt vor allem in der Schwere seines Vergehens begründet, hat darüber hinaus aber auch eine Vorgeschichte. Bereits im November vergangenen Jahres musste sich der Anadolu-Spieler wegen der angeblichen Bedrohung eines Schiedsrichters vor der Spruchkammer verantworten. Damals soll er bei einem Spiel gegen Thomasstadt Kempen nach einer Roten Karte wegen eines Foulspiels eine bedrohliche Haltung gegenüber dem Schiedsrichter eingenommen haben, der die Partie daraufhin abbrach. Eine längere Sperre durch die Spruchkammer blieb ihm da noch erspart, so dass der Staffelleiter Kandemir für seine Rote Karte nur eine vierwöchige Denkpause erteilte. Diese währt nach seinem Ausraster bei den Hallenstadtmeisterschaften nun deutlich länger.