Triumph im Super Bowl Mahomes beendet die Leidenszeit der Chiefs
Miami · 50 Jahre nach ihrem ersten Sieg gewinnt Kansas City wieder den Super Bowl. 31:20 heißt es im Finale gegen die San Francisco 49ers.
Patrick Mahomes schaute sich im Konfetti-Regen um. Der Spielmacher der Kansas City Chiefs schien mindestens diesen einen Moment zu benötigen, um zu begreifen, was ihm und seinen Teamkollegen soeben gelungen war. 50 Jahre nach dem ersten und einzigen Triumph im Super Bowl krönte sich die Franchise aus dem US-Bundesstaat Missouri endlich wieder zum Meister in der National Football League. „Das ist wirklich aufregend. Hier in diesem Spiel zu sein, ist schon surreal. Aber dass wir dann auch noch einen Weg finden und gewinnen, das ist historisch.“
Etwas mehr als sechs Minuten vor dem Ende des Spiels sah es jedoch gar nicht danach aus. Da lagen Mahomes und Co. mit zehn Punkten zurück und die Fans, die wie schon während der gesamten Woche in Florida auch im Stadion in der Überzahl waren, wurden immer ruhiger. Alles sprach für die San Francisco 49ers um Quarterback Jimmy Garoppolo. Doch dann taten die Chiefs genau das, was sie bereits in den beiden vorangegangenen Play-off-Spielen im Januar gegen die Houston Texans und Tennessee Titans getan hatten. Sie bogen die Partie um. Wieder einmal. Nach 21 Punkten, die von den 49ers unbeantwortet blieben, hieß es 31:20. „Wir sind sehr enttäuscht. Und das sollten wir auch sein. Die Jungs haben in dieser Saison alles gegeben. Am Ende fehlt uns dieser eine Sieg und wir werden eine Weile benötigen, um darüber hinweg zu kommen. Aber wir werden in Ordnung sein“, erklärte San Franciscos Cheftrainer Kyle Shanahan. Der 54. Super Bowl, Schlussakkord der 100. Saison der National Football League, bot alles, was ein Finale besonders macht: Spektakuläre Spielzüge, Fehler und Ballverluste, stolze Sieger und geknickte Verlierer. „Ganz egal, wie der Spielstand ist. Ganz egal. Wir haben Pat Mahomes und eine starke Defense“, jubelte Travis Kelce, Tight End der Chiefs. Dessen Spielmacher hatte nicht unbedingt einen perfekten Abend erwischt – zwei Pässe landeten bei den 49ers, einmal unterlief Mahomes ein Fumble, als er den Ball verlor, aber danach selbst wieder sichern konnte. Doch nach der zweiten Interception drehte der 24-Jährige mächtig auf und wurde später zum MVP, dem wertvollsten Spieler der Partie, gekürt.
Der pries im Moment des Erfolgs seinen Cheftrainer Andy Reid. 21 Jahre lang jagte dieser vergeblich der silbernen Vince-Lombardi-Trophäe hinterher. 2005 verlor der inzwischen 61-Jährige mit den Philadelphia Eagles das große Spiel gegen die New England Patriots. „Wir haben die Trophäe auch für ihn gewonnen“, sagte Mahomes. „Er arbeitet so hart. Jeden Tag. Manchmal denke ich, er schläft nie. Ich bin froh, dass wir das hier heute für Coach Reid gewinnen konnten.“
Für die als besonders laut geltenden Fans der Chiefs endete mit dem Triumph in Miami eine Wartezeit von einem halben Jahrhundert. Tausende waren nach Florida gereist und hatten auf typisch amerikanische Weise in den Tagen vor dem Finalspiel zuversichtlich dem Duell mit San Francisco entgegen gefiebert. Ob auf dem berühmten Ocean Drive in South Beach, bei der Super-Bowl-Experience, einer Art Football-Fan-Vergnügungspark, oder in den Bars in Little Havanna: Alle waren sich sicher, dass es endlich wieder klappen würde.
Dank eines fulminanten Schlussviertels gelang dies dann auch noch. An die schrill-bunt-unterhaltsame Halbzeitshow mit den beiden musikalischen Latina-Superstars Shakira und Jennifer Lopez wird sich der eine oder andere nach anschließender Partynacht in Miami beim Aufwachen vielleicht schon nicht mehr erinnern. Aber an die Schlusssekunden im Hard Rock Stadium und den ungläubigen Blick von Patrick Mahomes im Konfetti-Regen ganz gewiss. 50 Jahre Warten sind vorbei. Ein halbes Jahrhundert. Oder wie es viele Chiefs-Fans während der Woche formulierten: Eine gefühlte Ewigkeit.