American Football Dieser Krefelder ist der beste Kicker Deutschlands
Krefeld · Der Krefelder Daniel Schuhmacher fing erst spät mit dem Football an. In der kommenden Saison spielt er beim deutschen Rekordmeister Braunschweig und zählt zu den besten Kickern Europas.
Daniel Schuhmacher ist gerade mitten im Training. Für die Saisonvorbereitung hat sich der Footballer extra einen Personaltrainer genommen, will topfit in den Höhepunkt seiner sportlichen Karriere gehen. Der 33-Jährige wird auf der Position des Kickers eingesetzt, ist also dafür zuständig, bei einem Extra-Punkt oder einem Field Goal das Ei zwischen die Torstangen am Ende des Feldes zu schießen. Nach einigen Jahren bei den Düsseldorf Panthers wechselt Schuhmacher nun zu den New Yorker Lions in die erste German Football League (GFL). Die Braunschweiger sind deutscher Rekordmeister und zählen zu den besten Teams Europas. Für Schuhmacher, der in der vergangenen Saison von den Cheftrainern sowie vom Verband zum besten Kicker der Liga gewählt wurde, ist es die späte Erfüllung eines Traumes. „Das ist so, als würde der FC Bayern bei einem anrufen. Da musste ich nicht lange überlegen – Braunschweig ist der Krösus in Europa.“
Schuhmacher löst den deutschen Rekordhalter ab
Schuhmacher löst bei den Lions den deutschen Rekordkicker Tobias Goebel ab, tritt also in die großen Fußstapfen seines Vorbildes. „Er hat mein Kicker-Leben geprägt und ich habe immer ein wenig zu ihm aufgesehen“, sagt Schuhmacher, der mit seiner Familie in Hüls lebt und nun plant mindestens einmal die Woche nach Braunschweig zu pendeln. Im Vergleich zu seinem Vorgängerverein aus Düsseldorf sieht er die Anfahrt nach Niedersachsen sogar entspannter: „Nach Düsseldorf bin ich immer nach der Arbeit mit dem Auto gefahren. Der Berufsverkehr war immer stressig. So kann ich mich jetzt mittags in den Zug setzen.“
Als Kicker hat Schuhmacher ohnehin eine Art Sonderposition im Team, hat nur einmal in der Woche am Donnerstag ein Pflichttraining zu absolvieren. Die restliche Zeit will er sich in Krefeld fit halten. In dem zwischen 40 und 60 Spieler umfassenden Kader einer Profi-Football-Mannschaft gilt der Kicker oftmals als Spezialfall.
Schuhmacher: „Wir trainieren nicht mit der Mannschaft zusammen, sondern machen unser eigenes Ding und schießen im Prinzip die ganze Zeit nur den Football zwischen die Stangen.“ Und dennoch ist der Kicker oftmals der spielentscheidende Mann. Bei engen Spielständen können sie mit erzielten Field Goals, die drei Punkte bringen, das Spiel gewinnen oder eben verlieren. „Das ist definitiv was Spezielles. Man braucht auf jeden Fall eine gute Konzentration und muss alles ausblenden können. Denn meistens steht man die ganze Zeit an der Seitenlinie, aber wenn man dann nicht trifft, ist man der Trottel.“
Vom Fußball zum American Football
Für Schuhmacher ist das Kicken aber seine große Leidenschaft, die sich wie bei vielen seiner Kicker-Kollegen aus dem Fußball herausgebildet hat. In seiner Jugend war er bei Niersia Neersen sowie beim SC Schiefbahn aktiv. Mit einigen Freunden spielte er später in der zweiten Mannschaft beim Hülser SV. Zum Football kam er im Jugendalter durch seinen Onkel, der Maskottchen beim damaligen NFL-Europe-Klub Rhein Fire aus Düsseldorf war. Später war Schuhmacher selbst einige Spiele unter dem Kostüm des Maskottchens, sagt auch heute noch: „Das war eine richtig tolle Zeit.“
Als Wide Receiver fing er bei den Düsseldorfer Panthers an, nach einer kurzen Pause spielte er dann auf der selben Position bei den Neuss Frogs (2011-2014) und anschließend bei den Schiefbahn Raiders. Eine Knieverletzung warf ihn damals aber aus der Bahn und als die Mannschaft einen Kicker brauchte, wurde Schuhmacher ins kalte Wasser geworfen. Er traf ein 44-Yard-Field Goal und wurde zum Kicker ernannt. Zurück in Düsseldorf entwickelte sich Schuhmacher zu einem der besten seines Fachs und wurde zuletzt 2018 und 2019 zum besten Kicker Deutschlands gewählt.
Und auch über die Landesgrenze hinaus haben sich seine Fähigkeiten herumgesprochen. Bei einem Auswahltraining für die kanadische Profiliga CFL machte Schuhmacher am vergangenen Wochenende in Florenz eine gute Figur. „Das ist die letzte Chance für mich, mit meiner Leidenschaft Geld zu verdienen.“ Ob es für eine Einladung zum finalen Training Ende März in Toronto reicht, weiß Schuhmacher noch nicht. Bis dahin will er sich aber auf seine erste Saison mit den New Yorker Lions konzentrieren.