National Football League Wie Roger Goodell beim Super Bowl als politischer Moderator auftritt

Roger Goodell nahm wenige Tage vor dem Super Bowl in Atlanta zu den zahlreichen Problemen der NFL Stellung. Der Liga-Boss tat dies gewohnt souverän und vermied es gewohntermaßen konkret zu werden.

 Roger Goodell, Commissioner der NFL, spricht auf einer Pressekonferenz.

Roger Goodell, Commissioner der NFL, spricht auf einer Pressekonferenz.

Foto: dpa/David J. Phillip

Das Interesse an der National Football League in Deutschland steigt. Doch vor der eigenen Haustür gibt es zahlreiche Baustellen für die umsatzstärkste Sportliga der Welt.Auch deshalb ist die NFL mehr denn je daran interessiert, die Märkte in Europa und Asien zu erobern oder sich dort noch breiter zu positionieren. Wie in der Super-Bowl-Woche üblich, stellte sich Liga-Boss Roger Goodell wenige Tage vor dem Finale zwischen den Los Angeles Rams und New England Patriots (Montag, 0.30 Uhr) in einer großen Runde den Fragen der Medienvertretern. Im Thomas Murphy Ballroom des Georgia World Congress Center in Atlanta ging es dabei nicht völlig unerwartet dann auch immer wieder um die Problemfelder der Liga.

„Unsere Popularität ist nach wie vor unerreicht“, ließ Goodell gleich zu Anfang verlauten. Dass die künstlerische Besetzung der Super-Bowl-Halbzeitshow in Atlanta zu einem Politikum ausgeufert war, wiegelte der 59-Jährige in seiner gekonnten und manchmal aalglatt wirkenden Art ab: „Wir sind mit den Künstlern zufrieden, die in dieser Woche in Atlanta dabei sind.“ Damit spielte Goodell allerdings wohl mehr auf die Musiker an, die bei den Fan-Festen auf den Bühnen stehen, als auf die Pop-Band Maroon 5, die am Sonntagabend im Stadion für Stimmung sorgen soll. Denn: In den vergangenen Wochen und Monaten hatte sich die NFL eine Reihe von Absagen eingehandelt. Viele afroamerikanische Künstler hatten aus Solidarität mit Colin Kaepernick frühzeitig abgewunken, Maroon 5 Anfang der Woche zudem die obligatorische Pressekonferenz vor dem Auftritt abgesagt.

Kaepernick war das passende Stichwort für eine Anschlussfrage an Goodell: Der afroamerikanische Quarterback, der seit 2017 von keinem Team mehr unter Vertrag genommen wurde, hatte dem Footballsport in den USA mit seinen Protesten gegen Unterdrückung von Schwarzen und Polizeigewalt eine neue politische Dimension verpasst. Doch warum findet der 31-Jährige, mit dem sich zahlreiche Stars solidarisierten und in diesem Fall gegen US-Präsident Donald Trump stellten, keinen Arbeitgeber in der NFL mehr? „Die Klubs entscheiden, welche Spieler sie holen“, stellte Goodell zu diesem Thema klar und wiederholte damit eigentlich nur das, was er bereits vor einem Jahr in Minneapolis zur Causa Kaepernick geäußert hatte.

Wiedereinstellung von Kareem Hunt wäre verheerendes Signal

Ähnlich schwammig wirkten die Erklärungen des mit 35 Millionen US-Dollar Jahresgehalt ausgestatteten Goodell, als es um den derzeit suspendierten Spieler Kareem Hunt ging. Der Runningback war im Laufe der Saison von den Kansas City Chiefs entlassen worden, nachdem ein Video im Internet aufgetaucht war, auf dem Hunt gegenüber einer Frau gewalttätig wurde. Nicht der erste Fall von häuslicher Gewalt in der NFL. „Unsere Untersuchungen in diesem Fall kommen voran“, sagte Goodell kurz und knapp. Je nach Ausgang, dürften die Teams Hunt sogar wieder unter Vertrag nehmen. Ein Signal, dass gerade mit Blick auf die Jugend verheerend wäre. Grenzen überschreiten und dann doch wieder Millionen verdienen?

Das sind die möglichen Werbeclips 2019
Infos

Das sind die möglichen Werbeclips 2019

Infos
Foto: dpa/Uncredited

Um Sportliches ging es im Thomas Murphy Ballroom auch noch – allerdings ebenfalls um ein äußerst unbequemes Thema für die NFL. „Ich verstehe die Frustration der Betroffenen. Schiedsrichter sind menschlich, sie machen Fehler. Aber wir werden uns das Thema Videobeweis in der Sommerpause anschauen“, sagte der Commissioner zur vermutlich spielentscheidenden Fehlentscheidung gegen die New Orleans Saints im Halbfinale gegen die Los Angeles Rams.

Goodell ist ein Politiker. Deshalb antwortet er, wie er antwortet. Aber er muss genau das tun. Als Liga-Boss kann er nicht eigenmächtig Regeln ändern, Spiele neu ansetzen oder Klubs vorschreiben, welche Profis sie verpflichten sollen. Der gelernte Volkswirt ist das Sprachrohr der 32 Teambesitzer und oberster Repräsentant. Nur gemeinsam und in den entsprechenden Komitees lassen sich die Probleme lösen. Dass der öffentliche Ärger bei ihm abgeladen wird, ist für Goodell nicht neu. Er kann das aushalten. Doch man hat das Gefühl, dass er verstanden hat, dass die Liga endlich handeln muss.