Arriens kritisiert DTB - „Für mich nicht akzeptabel“
Frankfurt/Main (dpa) - Ruhe im Deutschen Tennis Bund? Das ist so wahrscheinlich wie ein Champions-League-Einzug des VfB Stuttgart.
Rund eine Woche vor dem Erstrundenspiel im Davis Cup gegen Frankreich hat sich nun der geschasste Teamchef Carsten Arriens erstmals zu Wort gemeldet und die Verbandsspitze um Vizepräsident Dirk Hordorff heftig kritisiert. „Was geschehen ist, kann nicht im Sinne des deutschen Tennis sein“, sagte Arriens im Interview der „Süddeutschen Zeitung“.
Gegenwind für Hordorff gibt es auch intern. Der Württembergische Tennis Bund hat für die außerordentliche Mitgliederversammlung am 7. März einen Antrag zur Abwahl des für den Leistungssport zuständigen Vizepräsident gestellt, weil die Umstände der Causa Arriens „untragbar“ gewesen seien.
Hordorff reagierte mit „großer Gelassenheit“. Nirgendwo sei geschrieben, dass Anträge auch „sinnvoll“ sein müssten. DTB-Präsident Ulrich Klaus bedauerte die neuerlichen Querelen. „Wenn es keine negativen Schlagzeilen gibt, dann produzieren wir sie selbst“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Arriens hatte Anfang des Monats seinen Posten räumen müssen, weil den Verantwortlichen sein Umgang mit dem von ihm im vergangenen Jahr suspendierten Philipp Kohlschreiber missfallen hatte. Während der Australian Open in Melbourne war es nicht zu einem Treffen zwischen Arriens und Kohlschreiber im Beisein von Hordorff gekommen. Dies hatte den DTB schließlich zur Trennung vom 45-Jährigen bewogen.
Allerdings hatte der DTB in einer Pressemitteilung selbst eingeräumt, dass Arriens das Treffen nicht habe platzen lassen. In der von beiden Seiten abgestimmten Erklärung ist sogar von einer „Richtigstellung“ die Rede. Arriens habe vielmehr bereits vor den Australian Open klar gemacht, dass er „keine Notwendigkeit sehe, dass ein Gespräch mit einem seiner Spieler von dritter Seite moderiert werde.“ Trotzdem setzte der Verband Arriens vor die Tür.
„Mir war es wichtig, klarzustellen, dass die Ereignisse in Melbourne, wie sie von anderen dargestellt wurden, unwahr sind“, erklärte Arriens nun in der „SZ“. Er habe seinerzeit mit dem Verzicht auf den schon unter seinem Vorgänger Patrik Kühnen umstrittenen Kohlschreiber dokumentieren wollen, „dass wir auch im Nationalteam Regeln haben. Dass es um Verlässlichkeit geht, Unterstützung, Wohlwollen.“ Dass der Verband auf eine Rückkehr Kohlschreibers gedrängt habe, sende aber die Botschaft: „Uns ist es egal, wie sich die Spieler verhalten - wenn sie gut genug sind, spielen sie.“
Es habe immer wieder Schwierigkeiten mit Kohlschreiber gegeben, dieser habe Regeln missachtet und Bedingungen gestellt, erklärte Arriens. Dennoch habe er im November Kontakt zum Spieler aufgenommen, um ein Vier-Augen-Gespräch zustande zu bringen. „Ich wollte ihm die Möglichkeit geben, seine Sicht darzustellen“, sagte Arriens, allerdings habe dieser „wenig Bereitschaft“ gezeigt. „Mir hat sich der Eindruck aufgedrängt, dass er durch Präsidiumsmitglieder bestärkt wurde, nicht mit mir zu kommunizieren.“
Unterstützung seitens des Verbandes habe er in all der Zeit nie gespürt. Die Gespräche hätten nie in einem „respektvollen Rahmen“ stattgefunden. „Ich sollte organisieren, das Philipp wieder spielt - ohne Vorbedingungen. Er sollte auch das Betreuerteam mit auswählen. Das alles war für mich nicht akzeptabel.“
Trotzdem sei ihm die Vertragsauflösung nicht leicht gefallen, sagte Arriens der Deutschen Presse-Agentur. „Ich hänge schon am Davis Cup, das waren stets besondere Wochen.“ Dass er sich so lange nicht geäußert habe, sei im Nachhinein vielleicht ein Fehler gewesen.
Das DTB-Präsidium wies die Vorwürfe zurück. „Die Aussagen haben mehr die Qualität eines Romans als die eines Tatsachenberichtes“, sagte Hordorff der dpa. „Wenn jemand so kläglich an seinen Aufgaben gescheitert ist, sollte man nicht auch noch versuchen, dass öffentlich zu dokumentieren.“
Auch DTB-Präsident Klaus zeigte sich über die Äußerungen von Arriens verwundert, „weil wir Stillschweigen vereinbart hatten.“ Er wolle die Aussagen aber nicht weiter kommentieren, sagte Klaus der dpa. „Wir schauen nach vorne und da gibt es nichts Wichtigeres als den Davis Cup in der kommenden Woche.“ In Frankfurt trifft Deutschland unter dem neuen Teamchef Michael Kohlmann vom 6. bis 8. März auf Frankreich.