Asarenka trotzt im Finale allen Widrigkeiten

Melbourne (dpa) - Nach den wohl schwersten 48 Stunden ihrer Karriere brachen bei Victoria Asarenka alle Dämme. Hemmungslos weinte die Weltranglisten-Erste in ihr Handtuch, die Emotionen und die große Anspannung der vorherigen Tage mussten in diesem Augenblick einfach raus.

In einem der kuriosesten Endspiele der Grand-Slam-Geschichte rang die Weißrussin am Samstag in Melbourne die Chinesin Li Na mit 4:6, 6:4, 6:3 nieder und verteidigte damit bei den Australian Open erfolgreich ihren Titel aus dem Vorjahr. Zudem behauptete sich die 23-Jährige durch ihren zweiten Grand-Slam-Turniersieg als Nummer eins der Welt.

„Es waren zwei richtig lange Wochen für mich“, sagte Asarenka, die nach ihrer umstrittenen Zehn-Minuten-Auszeit im Halbfinale gegen die Amerikanerin Sloane Stephens heftig kritisiert worden war. „Es war sehr emotional und verdammt schwer.“ Im Endspiel hatte die Titelverteidigerin nicht nur Li Na, sondern auch fast alle der 16 000 Zuschauer gegen sich. Jeder Punkt der Chinesin wurde bejubelt, als hätte Australien gerade ein wichtiges Cricket-Spiel gewonnen.

Doch Asarenka bekämpfte alle Widrigkeiten und ließ sich auch durch zwei Verletzungspausen von Li Na sowie die zehnminütige Unterbrechung wegen des traditionellen Feuerwerks am Australia Day nicht aus der Ruhe bringen. „Deshalb bedeutet mir der Titel besonders viel“, sagte Asarenka. Nach 2:40 Stunden verwandelte die Nummer eins der Welt ihren ersten Matchball, ließ ungläubig ihren Schläger fallen und vergrub ihr Gesicht in den Händen.

Die Chinesin Li Na schüttelte dagegen nach ihrem zweiten verlorenen Melbourne-Finale nach 2011 ungläubig und frustriert den Kopf. Einen solchen Spielverlauf hatte die Asiatin auch noch nie erlebt. Zweimal knickte die French-Open-Gewinnerin von 2011 in der Rod Laver Arena mit dem linken Fuß um und musste behandelt werden. Beim zweiten Missgeschick prallte sie auch noch mit dem Hinterkopf auf dem Hartplatz-Boden und schien eine kurze Zeit benommen zu sein.

Aber der Publikumsliebling stand immer wieder auf und kämpfte bis zum Ende, die Niederlage konnte sie bei allem Einsatz aber nicht verhindern. Dennoch hatte sie bei der Siegerehrung ihren bei den Australiern so beliebten Humor schnell wiedergefunden. „Ich bin zwar nicht mehr so jung, aber ich freue mich schon jetzt sehr auf meine Rückkehr im kommenden Jahr“, sagte die 30-Jährige.

Beide Spielerinnen agierten von Beginn an übernervös. Vor allem bei eigenem Aufschlag hatten beide Spielerinnen große Probleme. Gleich sieben Breaks im ersten Satz sprachen eine deutliche Sprache. Getragen von der Stimmung in der Arena agierte Li Na aber druckvoller und holte nach 45 Minuten den ersten Satz.

Asarenka kämpfte sich jedoch zurück in die Partie. Gleich zu Beginn des zweiten Abschnitts nahm sie der French-Open-Siegerin von 2011 ein weiteres Mal den Aufschlag ab und brachte wenig später sogar das Kunststück fertig, ihr eigenes Service zu halten. Beim Stand von 1:3 und 30:30 aus Sicht Li Nas schien das Endspiel dann plötzlich ein schnelles und unrühmliches Ende zu nehmen. Die Asiatin knickte mit dem linken Knöchel um und musste behandelt werden.

Auch im Entscheidungssatz ging die Chinesin wieder zu Boden und stürzte zu allem Übel auch noch heftig mit dem Hinterkopf auf den Boden. Wieder musste die Nummer sechs der Welt behandelt werden, doch Li Na biss weiter auf die Zähne. Als sie unter dem frenetischen Jubel der Zuschauer auf den Centre Court zurückkehrte, konnte sich der Publikumsliebling ein Lachen nicht verkneifen. Die Asiatin versuchte alles, doch Asarenka hatte am Ende das bessere Ende für sich.