Asarenkas zweiter Streich - Murray fordert Djokovic

Melbourne (dpa) - Nachdem sie allen Widrigkeiten getrotzt und ihren Titel in Melbourne erfolgreich verteidigt hatte, konnte Victoria Asarenka ihre Tränen nicht halten. „Es waren zwei richtig lange Wochen für mich“, sagte die Weißrussin nach dem 4:6, 6:4, 6:3 im Finale gegen Li Na.

Die Chinesin musste in dem kuriosen Endspiel der Australian Open gleich zweimal behandelt werden, weil sie mit dem linken Knöchel umgeknickt war. Doch Asarenka ließ sich weder von diesen Unterbrechungen noch von dem zehnminütigen Feuerwerk zu Ehren des Australia Days aus der Ruhe bringen und behauptete sich mit ihrem zweiten Grand-Slam-Erfolg auch als Nummer eins der Welt.

Bei den Herren kommt es im Endspiel an zum mit großer Spannung erwarteten Duell zwischen dem Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic und US-Open-Champion Andy Murray. Die beiden Freunde bilden die neue große Rivalität im Herren-Tennis und scheinen den jahrelang dominierenden Roger Federer und Rafael Nadal den Rang abzulaufen. Djokovic könnte mit seinem dritten Sieg in Melbourne nacheinander Geschichte schreiben. Ein Hattrick ist in der Millionen-Metropole am Yarra-River noch keinem Spieler gelungen.

Ihren zweiten Triumph in Serie beim Grand-Slam-Auftakt der Tennis-Saison feierte Asarenka. Nach ihrer umstrittenen Zehn-Minuten-Auszeit im Halbfinale gegen die Amerikanerin Sloane Stephens war sie heftig kritisiert worden war. Im Endspiel hatte die Titelverteidigerin daher nicht nur Li Na, sondern auch fast alle der 16 000 Zuschauer gegen sich. Jeder Punkt der Chinesin wurde bejubelt, als hätte Australien gerade ein wichtiges Cricket-Spiel gewonnen.

Doch Asarenka ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. „Deshalb bedeutet mir der Titel besonders viel“, sagte die 23-Jährige. Nach 2:40 Stunden verwandelte sie ihren ersten Matchball, ließ ungläubig ihren Schläger fallen und vergrub ihr Gesicht in den Händen.

Die Chinesin Li Na schüttelte dagegen nach ihrem zweiten verlorenen Melbourne-Finale nach 2011 ungläubig und frustriert den Kopf. Einen solchen Spielverlauf hatte die Asiatin auch noch nie erlebt. Zweimal knickte die French-Open-Gewinnerin von 2011 in der Rod Laver Arena mit dem linken Fuß um und musste behandelt werden. Beim zweiten Missgeschick prallte sie auch noch mit dem Hinterkopf auf dem Hartplatz-Boden und schien eine kurze Zeit benommen zu sein.

„Ich war einfach dumm“, meinte die Asiatin in der Pressekonferenz nach der Partie, als sie ihren Humor bereits wiedergefunden hatte. „Ich bin zwar nicht mehr so jung, aber ich freue mich schon jetzt sehr auf meine Rückkehr im kommenden Jahr“, hatte die 30-Jährige schon zuvor auf dem Platz unter dem Jubel der Fans angekündigt. „Das hat sich angefühlt wie bei den China Open“, sagte Li Na zur lautstarken Unterstützung der Zuschauer.

Beim Showdown in der Herren-Konkurrenz dürften die Sympathien ausgeglichener verteilt sein. Djokovic und Murray genießen Down Under für ihre starken Leistungen beide große Akzeptanz. Murray hat sich unter der Leitung von Ivan Lendl inzwischen zu einem Winner-Typen entwickelt.

Drei schmerzhafte Finalniederlagen bei Grand-Slam-Turnieren - zwei davon in Melbourne (2010, 2011) - hatte der Brite verdauen müssen, ehe er bei den US Open 2012 endlich seinen ersten Grand-Slam-Titel einfuhr. Finalgegner damals: Novak Djokovic. „Wir haben uns in dem Spiel ans Limit getrieben. Physisch, mental und emotional. Darum haben wir im Moment eine ganz besondere Rivalität“, sagte Djokovic am Samstag im Rückblick auf die Fünf-Satz-Niederlage gegen seinen nur eine Woche älteren Freund.

Ein ähnlicher Fight ist auch am Sonntag zu erwarten. „Es wird schmerzhaft“, sagte Murray angesichts der stets intensiven Begegnungen zwischen ihm und Djokovic. „Aber ich bin bereit für diese Schmerzen.“