Das deutsche Tennis hat doch noch echte Typen
Der 29-jährige Dustin Brown ist ein Paradiesvogel und der Hingucker beim ATP-Turnier im Rochusclub.
Düsseldorf. Wenn Dustin Brown mit weißer Strickmütze über den dunklen Rastalocken, Mega-Kopfhörern und buntem Outfit über die Anlage am Rolanderweg schlendert, zieht er die Blicke der Tennisfans auf sich — besonders die der weiblichen. Kein Wunder, denn der in Celle geborene Deutsch-Jamaikaner ist im Nebenberuf Model und spielt in der Bundesliga für den Gladbacher HTC.
Der 29-Jährige passt als Tennisprofi in keine Schublade. Auf dem Tennisplatz „explodiert“ die Nummer 87 der ATP-Weltrangliste. Seine Art zu spielen ist, vorsichtig ausgedrückt, unkonventionell, aber sehr unterhaltsam. So mancher Tennislehrer wird kaum seinen Augen trauen, wenn er sieht, wie Brown eine Vorhand über das Netz drischt oder einen Flugball peitscht.
„Ich bin, wie ich bin. Wenn dies den Leuten gefällt, dann ist es umso besser. Ich gehe nicht auf den Court, um anderen eine Freude zu bereiten. Ich gehe raus und spiele mein Tennis. Ist es spektakulär und funktioniert, freut mich das natürlich“, sagt Brown. Normalerweise hätte der 29-Jährige bei den Düsseldorf Open in der Qualifikation spielen müssen, aber die Veranstalter haben ihn „befördert“.
„Dustin Brown ist ein interessanter Typ, der dem Tennis gut tut. Darum haben wir ihm eine Wildcard für das Hauptfeld gegeben“, sagt Turnierdirektor Dietloff von Arnim. Brown steht im Einzel in der zweiten Runde. „Ich will in Düsseldorf so weit wie möglich kommen. In der Weltrangliste peile ich eine Platzierung unter den Top 50 an“, sagt Brown.
Beim Preisgeld hat Dustin Brown in diesem Jahr die Schallmauer von einer Million Dollar durchbrochen.„Millionär bin ich aber noch lange nicht. In Amerika fallen gleich 30 bis 40 Prozent Steuern wieder weg. Dazu kommt der Dollar-Kurs. Außerdem müssen wir in einen Fonds zur Alterssicherung einzahlen“, sagt er. „Es heißt ja, dass man die erste Million verdient haben soll, bevor man 30 Jahre ist. Das habe ich geschafft, allerdings liegt so viel Geld nicht auf meinem Konto.“ Hoch dotierte Werbeverträge hat Brown nicht. Immerhin wohnt er nun während der Turniere in Hotels, früher war er im Wohnmobil unterwegs. Aber auch das passt zu ihm.