Davis-Cup-Relegation: Kohlschreiber muss zuerst ran
Neu-Ulm (dpa) - Wenn es noch eines Beweises für die Entspanntheit von Tennis-Bundestrainer Carsten Arriens bedurft hätte, dann hat er ihn einen Tag vor seinem Heimdebüt als Davis-Cup-Kapitän geliefert.
Der 44-Jährige Teamchef kommentierte die Reihenfolge der einzelnen Partien mit den Worten: „Die Auslosung wird überbewertet. Es ist, wie es ist und wir nehmen es auch so.“ Der Kölner geht ohnehin von zwei Siegen am Freitag und einem Verbleib in der Weltgruppe aus.
Ganz so piepegal wie Arriens war Philipp Kohlschreiber die Entscheidung, zuerst ran zu müssen, dagegen nicht: „Ich weiß jetzt, wann es für mich losgeht.“ Der Augsburger, Nummer 25 in der Weltrangliste, kann mit einem Sieg auf dem Hartplatz gegen den Sandspezialisten Rogerio Dutra Silva (ATP-Ranking 127) den Boden bereiten für den Klassenerhalt. „Ich werde schauen, dass ich von Anfang an das Spiel bestimme. Wenn ich gut spiele, habe ich auch gute Chancen zu siegen. Aber ich nehme kein Davis-Cup-Spiel leicht, auch wenn ich auf dem Papier der Bessere bin“, sagte der Achtelfinalist der US Open und bevorzugte die verbal kontrollierte Offensive.
Schwerer als für den 29-Jährigen dürfte die erste Aufgabe für seinen gleichaltrigen Trainingspartner Florian Mayer werden. Der 44. der Weltrangliste trifft auf Brasiliens Nummer eins, den ehemaligen Top-30-Spieler Thomaz Bellucci. Das bislang einzige Match gegen den nach Verletzungspausen auf Rang 116 abgerutschten Bellucci verlor Mayer zwar. Doch der Bayreuther, der vor einem Jahr beim 3:2-Erfolg im Abstiegskampf gegen Australien mit zwei Siegen zum Matchwinner avancierte, geht selbstbewusst in den womöglich schon vorentscheidenden Vergleich: „Ich habe schon oft genug Relegation gespielt und war auch sehr erfolgreich in Heimspielen. Ich bin guter Dinge, dass es auch dieses Mal wieder so sein wird.“
Bevor Kohlschreiber im Spitzeneinzel am Sonntag auf Bellucci treffen wird (Bilanz 3:2 für den Deutschen) und Mayer zum Abschluss erstmals Dutra Silva gegenübersteht, kommt es am Samstag im Doppel zum Debütantenball. Sowohl Martin Emmrich als auch sein Partner Daniel Brands geben ihre Premiere im Nationenpokal. Die Prüfung könnte kniffliger nicht sein, steht ihnen doch das Weltklasse-Doppel Marcelo Melo und Bruno Soares gegenüber.
Emmrich ist vor dem ultimativen Härtetest aber nicht bang. Der Sohn des zigfachen DDR-Meisters Thomas Emmrich formulierte forsch: „Ich habe das Gefühl, dass wir am Samstag mit breiter Brust rausgehen. Wir werden uns nicht verstecken. Wenn wir die Leistung vom Training auf den Platz bringen, können wir die schlagen.“
Vor einem Jahr hatte sich die deutsche Auswahl beim 3:2 gegen Australien in Hamburg erst im abschließenden Einzel den Sieg und damit den Verbleib in der Davis-Cup-Weltgruppe gesichert. Sowohl Deutschland (0:5 in Argentinien) als auch Brasilien (2:3 in den USA) hatten im Februar ihre Erstrundenspiele verloren.