Davis-Cup-Team bleibt erstklassig - Starker Kohlschreiber
Santo Domingo (dpa) - Eine kurze Umarmung mit dem Kapitän, dann ein großes Lob ans Team: Philipp Kohlschreiber blieb fast unterkühlt, nachdem er dem deutschen Tennis fast im Alleingang den Weltgruppen-Verbleib im Davis Cup gesichert hatte.
Mit drei souveränen Siegen war Kohlschreiber der Matchwinner beim 4:1 im Relegationsspiel in der heißen Dominikanischen Republik.
„Ich bin natürlich absolut happy. Das ist sehr wichtig für das deutsche Tennis. Wir sehen uns selbst als große Tennis-Nation“, sagte die gereifte Nummer eins, nachdem er im tropisch schwülen Santo Domingo mit 6:4, 6:1, 6:2 gegen Victor Estrella Burgos am Sonntag für die uneinholbare 3:1-Führung gesorgt hatte. Nach einigen Querelen in der Vergangenheit betonte Kohlschreiber aber auch: „Ich habe das für die Mannschaft getan. Es geht nicht nur um meine Leistung, es war auf jeden Fall eine Teamleistung.“ Benjamin Becker sorgte danach mit 6:4, 7:6 (7:4) gegen Roberto Cid für den Endstand.
Kapitän Michael Kohlmann zollte seinem Führungsspieler ein riesiges Lob: „Eine sensationelle Leistung, was Philipp die ganze Tage hier geleistet hat. Das war fantastisch“, sagte Kohlmann. Kohlschreiber hatte am Freitag zunächst den 0:1-Rückstand in seinem ersten Einzel gegen José Hernandez-Fernandez souverän ausgeglichen. Am Samstag gewann der 31-Jährige das Doppel mit Philipp Petzschner ebenfalls klar mit 6:3, 6:2, 6:3 gegen Estrella Burgos und Hernandez-Fernandez.
Der Weltranglisten-34. kam vor erstmals gut gefüllten Rängen im Centro Nacional de Tenis nicht so gut in das erste Einzel am Schlusstag. „Der Start war für ihn umheimlich schwer, weil Burgos am Anfang so gut gespielt hat“, sagte Kohlmann. Mit einem Doppelfehler gab Kohlschreiber seinen Aufschlag zum 1:2 ab - sehr zur Freude der rund 2500 Fans, die anders als in den Tagen zuvor für eine tolle und stets faire Davis-Cup-Atmosphäre sorgten. In den Pausen zogen Trommler durch die Ränge und heizten bei Temperaturen von erneut über 30 Grad die Stimmung an.
„Er hat wirklich wie die Feuerwehr losgelegt, hat hohes Tempo gespielt und kaum Fehler gemacht“, sagte Kohlschreiber. Der anfangs in jeden Schlag alles hineinlegende Estrella Burgos konnte aus der 3:1-Führung trotzdem kein Kapital schlagen. In seinem ebenfalls dritten Match des Wochenendes waren dem zunächst stürmisch bejubelten Lokalmatador in der feuchten Hitze die Strapazen vor allem vom Drei-Stunden-Sieg über Dustin Brown am Freitag anzumerken.
Kohlschreiber nahm der Nummer 57 der Welt zum 3:3 den Aufschlag ab und sorgte damit auch auf der Bank bei Kohlmann für Zuversicht. Mit dem Gewinn des ersten Satze dämpfte Kohlschreiber die Euphorie erheblich. Im ersten Vergleich der beiden legte der 31-Jährige im zweiten Durchgang sofort ein Break nach, wenig später lag er sogar 5:0 vorn. Sobald der vier Jahre ältere Estrella Burgos bei langen Ballwechseln mehr laufen musste, bekam er oft Probleme und produzierte Fehler. Mit einer schönen Rückhand die Linie entlang beendete Kohlschreiber kurz darauf den einseitigen Durchgang.
Der Bayer, der manchmal Schutz unter einer ungewohnte Kappe suchte, schlug auch im dritten Satz sofort mit seinem Break zu und behielt damit die Kontrolle über die Partie. Obwohl das kleine Kraftpaket Estrella Burgos noch einmal alles versuchte, brachte der fittere Kohlschreiber den Vorsprung souverän ins Ziel. Der 14. Sieg im 23. Davis-Cup-Einzel stand nach zwei Stunden fest - und damit auch die Niederlage der wackeren Gastgeber an ihrem größten Tennis-Wochenende. Der sympathische Burgos Estrella wurde von Fans zwar gefeiert, ging an der Seite von Kapitän Rafael Moreno aber weinend in die Kabine.