Heimspiel gegen Belgien Davis-Cup-Team feiert Premiere der Brüder Zverev
Frankfurt/M. (dpa) - Mit der Brüder-Premiere von Alexander und Mischa Zverev und dem Schwung der erfrischenden Melbourne-Auftritte will die deutsche Tennis-Auswahl erstmals seit drei Jahren das Viertelfinale im Davis Cup erreichen.
Nicht dabei sein wird Berater Niki Pilic: Der 77-Jährige zog sich vor der Erstrundenpartie gegen Belgien aus dem Team um Kapitän Michael Kohlmann zurück. Er wird eine Premiere verpassen, denn vom 3. bis 5. Februar treten in der Mainmetropole Frankfurt nach Angaben des Deutschen Tennis Bundes (DTB) erstmals zwei Brüder für die deutsche Davis-Cup-Mannschaft an.
„Das ist schade für unser Team. Niki war fester Bestandteil“, sagte Kohlmann. „Das heißt nicht, dass wir nicht weiterhin Kontakt haben werden.“ Vor knapp zwei Jahren hatte der DTB Kohlmann zum Kapitän ernannt und den erfahrenen Pilic zugleich an dessen Seite gestellt. „Er ist eine Person, die schwer zu ersetzen ist. Er ist aber auch in einem Alter, wo man kürzertreten darf“, sagte Sportdirektor Klaus Eberhard. 1988, 1989 und 1993 hatte Pilic die deutsche Auswahl zum Sieg in dem Teamwettbewerb geführt. Mit 77 Jahren will der Betreiber einer Tennisschule in Kroatien nun nicht mehr so viel reisen.
Auch ohne ihn erhofft sich der DTB nach reichlich Stunk und Irritationen in der Vergangenheit wieder einmal einen Neuanfang. Neben den Zverev-Brüdern komplettieren wie erwartet Routinier Philipp Kohlschreiber und der Matchwinner der letztjährigen Relegationspartie, Jan-Lennard Struff, das Quartett. Ein Geheimnis war das Aufgebot nicht mehr, weil Kohlschreiber es bereits bei den Australian Open verraten hatte.
„Ich glaube, dass zwei Brüder guten Schwung reinbringen. Mischa ist ein sehr ruhiger und sehr besonnener Vertreter. Ich glaube, dass er eine gute Rolle im Team spielen wird“, sagte Kohlmann. Der 19-jährige Alexander Zverev hatte vor einem Jahr sein Debüt gefeiert, Mischa Zverev war 2009 beim 2:3 gegen Spanien in Marbella im Doppel dabei.
In Melbourne waren die beiden so aufgetreten, dass ein Aufschwung im deutschen Herren-Tennis in diesem Jahr möglich scheint. „Ich freue mich riesig, dass ich dazugehören kann. Dieses Mal jetzt richtig, und nicht weil 17 Leute abgesagt haben - mehr oder weniger“, sagte Mischa Zverev, der beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison als letzter Deutscher im Viertelfinale an Roger Federer scheiterte.
Für das Relegationsspiel gegen Polen im September 2016 hatten beide Zverevs abgesagt. Vor allem der aufstrebende Youngster erntete dafür viel Kritik. Kohlschreiber hatte zudem verletzt gefehlt. Struff war dann mit zwei Siegen beim Zittererfolg über Polen Matchwinner.
Die Chancen gegen Belgien bezifferte Kohlmann auf „50 zu 50“. „Das Ziel sollte sein, die Relegation zu umgehen und weiter zu kommen als in den vergangenen Jahren“, sagte er und träumte vom ersten Halbfinale seit 2007. Falls der Weltranglisten-Elfte David Goffin, der bei den Australian Open Halbfinal-Chancen hat, nicht zu besiegen ist, würde es auf das Doppel und gegen die belgische Nummer zwei ankommen. Zweitbester Belgier ist derzeit Steve Darcis, der in der Weltrangliste auf Platz 71 liegt.
„Mein Bruder ist auch so eine Wundertüte, der kann einiges erreichen. Es wird einiges vom Doppel abhängen“, sagte Mischa Zverev. Ob es auch im Doppel eine Davis-Cup-Premiere der Zverev-Brüder gibt, will Kohlmann kurzfristig entscheiden. Klappt es auch im neunten Duell mit einem Erfolg über Belgien, wäre Argentinien oder Italien vom 7. bis 9. April Gegner im Viertelfinale.